Amerikas

Freundschaft neu aufgelegt

Bogotá und Caracas wollen nach Versöhnungstreffen der Präsidenten wieder Zusammenarbeiten. Ecuador hält lieber weiter Distanz zu Kolumbien

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Freundschaft neu aufgelegt
planen wieder gemeinsame Vorhaben: Uribe und Chávez

Punto Fijo. Am Freitag (Ortszeit) haben sich im Nordwesten Venezuelas die Präsidenten der Nachbarstaaten Venezuela und Kolumbien, Hugo Chávez und Álvaro Uribe, zum ersten Mal seit fast einem Jahr getroffen. Beide zeigten sich zufrieden mit ihrem zweistündigen Gespräch und erklärten die Streitigkeiten der letzten Monate im Interesse der beiderseitigen Wirtschaftsbeziehungen für beigelegt. Nun sollen gemeinsame Projekte wieder vorangetrieben werden. Dazu gehört eine Eisenbahnverbindung zwischen beiden Ländern, der Ausbau der Zusammenarbeit im Energiesektor und die Ausweitung des Handels. Kolumbien ist hinter den USA Venezuelas zweitwichtigster Handelspartner mit einem Volumen von über sechs Milliarden US-Dollar im Jahr.

Neben dem Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen stellte Chávez auch einen Austausch in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Soziales in Aussicht. "Wir sind bereit dafür", sagte der venezolanische Präsident. Auch eine effizientere Kooperation der Nachbarn im Kampf gegen den Drogenschmuggel solle aufgebaut werden. Zudem bekräftigte Chávez seinen Willen, wieder im internen Konflikt Kolumbiens zu vermitteln, sollte Kolumbien ihn dazu einladen. Uribe erklärte, generell zu direkten Verhandlungen mit der FARC bereit zu sein.

Im vergangenen November hatte Uribe einen ersten Vermittlungsversuch von Chávez abrupt abgebrochen, was Auslöser der Krise zwischen den Nachbarn war. Diese verschärfte sich durch den militärischen Angriff Kolumbiens auf ein Guerilla-Camp auf dem Gebiet Ecuadors Anfang März. Venezuela hatte daraufhin eine Teilmobilmachung der Armee beschlossen um einer entsprechenden Verletzung der venezolanischen Souveränität vorzubeugen, die aufgrund der Haltung der Regierung Uribes nicht auszuschließen war.

Uribe äußerte nach dem Treffen mit Chávez die Hoffnung, bald auch mit Ecuador die Beziehungen wieder zu normalisieren. Der Präsident Ecuadors, Rafael Correa, betonte am Samstag (Ortszeit) in Quito dagegen, dass sein Land weiterhin nicht beabsichtige diplomatische Beziehungen mit dem Nachbarland aufzunehmen, "so lange keine anständige Regierung im Amt ist". Persönlich habe er keine Probleme Uribe die Hand zu reichen, doch "nach der Respektlosigkeit" gegenüber seines Landes ziehe er ein Brachliegen der Beziehungen im Moment vor.

Ein Annäherungsversuch auf Vermittlung von Ex-US-Präsident Carter Anfang Juni zum Austausch von Diplomaten auf unterer Ebene war nach kurzer Zeit von kolumbianischer Seite zurückgezogen worden. Begründet wurde dies mit angeblichen abfälligen Äußerungen von ecuadorianischen Seite, während aus dem Uribe-Lager immer wieder unbewiesene Vorwürfe erhoben wurden, dass die Regierung in Quito die Guerilla aktiv unterstütze. Beobachter halten dies jedoch für reine Propaganda.


Quellen:

Bildquelle: Juan Carlos Solórzano, Prensa Presidencial