Amerikas

Pfeile gegen García

Peru wird derzeit von einer Streikwelle erschüttert. Proteste auch gegen Präsenz US-amerikanischer Truppen. Regierung in Umfragen an Tiefpunkt angelangt

Lima. Mit kreativen Widerstandsformen haben sich streikende Arbeiter in Peru gegen die Polizei zur Wehr gesetzt: Als es am Mittwoch im südöstlichen Puerto Maldonado zu Auseinandersetzungen kam, gingen die Demonstranten u.a. mit Pfeil und Bogen gegen die Uniformierten vor. Die Proteste fanden im Rahmen eines 24stündigen Generalstreiks statt, den der linksgerichtete Gewerkschaftsdachverband CGTP ausgerufen hatte. Mit dem Ausstand, an dem sich nach Angaben von Nachrichtenagenturen landesweit gut 30000 Menschen beteiligten, protestierte die CGTP gegen den Anstieg von Preisen für Nahrungsmittel und Benzin.

Weil in Peru von dem Wirtschaftswachstum im Jahr 2007 in Höhe von neun Prozent des Bruttoinlandsproduktes in den ländlichen Regionen nichts zu spüren ist, fanden dort die entschiedendsten Proteste statt. In Puerto Maldonado in der verarmten Region Madre de Dios wurden neun Beamte verletzt, die Demonstranten setzten zudem ein Regierungsgebäude in Brand. Nach Angaben der Polizei wurden landesweit 216 Protestteilnehmer festgenommen.

Präsident Alan García versuchte, die streikenden Arbeiter zu beschwichtigen. Er sehe ein, dass "in einem beträchtlichen Teil der peruanischen Bevölkerung Unzufriedenheit herrsche", sagte der rechte Sozialdemokrat. Doch mit Worten wollen sich die Peruaner offenbar nicht mehr zufrieden geben, sie fordern immer vehementer eine Abkehr von der neoliberalen Politik Garcías, der Umfragen zufolge nur noch 30 Prozent Zustimmung genießt. Der Streik der CGTP folgte nahtlos auf eine zweitägige Protestaktion indigener Verbände. Sie laufen gegen ein Gesetz Sturm, dass Industriekonzernen den Zugriff auf die natürlichen Ressourcen in den indigenen Regionen des Andenstaates garantiert. 45 Prozent der Bevölkerung Perus sind indianischer Abstammung.

Die aktuellen Proteste richten sich zugleich auch gegen die Präsenz US-amerikanischer Truppen in Peru. Die Regierung Garcías, neben Kolumbiens Staatschef Alvaro Uribe der letzte enge Alliierte Washingtons in Südamerika, erlaubt dauerhaft den Aufenthalt von 200 US-Militärs für "humanitäre Missionen". Die Arbeiter fordern nun die Ausweisung dieser Einheiten. Mario Huamán, Generalsekretät der CGTP, unterstützte die Abzugsforderung ausdrücklich. Zustimmung kam auch von dem linksnationalistischen Oppositionspolitiker Ollanta Humala. Wenn die US-Armee offiziell auch keinen Stützpunkt in Peru unterhalte, "existiert eine solche Basis durch die dauerhafte Präsenz de facto", zitiert ihn die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina.


Den Originaltext der Tageszeitung junge Welt finden Sie hier.

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15.05.2008 Artikel von Harald Neuber