Venezuela

Mangel an Demokratie

Venezolanische Rechte streitet sich um die Aufstellung der Bürgermeisterkandidaten für Regionalwahlen im November

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Mangel an Demokratie
UNT-Chef Omar Barboza

Caracas. In der größten venezolanischen Oppositionspartei Un Nuevo Tiempo (Eine Neue Zeit, UNT) ist Streit über den Mangel an Demokratie bei der Aufstellung von Kandidaten für die Regional- und Lokalwahlen im November ausgebrochen. Dabei hatte UNT-Präsident Omar Barboza erst vor einigen Tagen in einer Pressekonferenz erklärt, dass die Partei bereits in 314 von den 335 venezolanischen Kommunen Kandidaten "per Konsens" aufgestellt habe.

In einer parallelen Pressekonferenz allerdings kritisierte der UNT-Lokalpolitiker Emilio Graterón scharf die Kandidatenkür in Chacao, einem reichen Stadtteil von Caracas, in dem die Rechte traditionell stark vertreten ist. Graterón nannte die Tatsache, dass die UNT dort Liliana Hernández zu ihrer offiziellen Kandidatin erklärt hat, ein Ergebnis eines "Pakts zwischen Führern", der hinter dem Rücken der lokalen Parteiorganisation ausgekungelt worden sei. Der Lokalpolitiker erhob den Vorwurf, dass der Direktor eines der großen privaten TV-Sender Hernández als Kandidatin durchgesetzt habe.

"Ich verstehe dass die nationale Parteispitze ihre Wunschkandidaten hat, ebenso wie Wirtschaftsorganisationen oder Direktoren von Medienunternehmen. Aber ich verlange, dass die Menschen von Chacao ihren Willen äußern dürfen, und auf demokratische Weise entscheiden, wen sie als neuen Bürgermeister dieser Kommune sehen wollen", erklärte Graterón. Er will jetzt als unabhängiger Kandidat in dem 70.000-Einwohner-Stadtteil antreten. Graterón gilt als Wunschkandidat des scheidenden Chacao-Bürgermeisters Leopoldo López, der ebenfalls der UNT angehört.

Der UNT-Parteiführer Barboza warf Graterón hingegen einen "Mangel an Reife" vor. Er dementierte, dass es in der Partei einen Machtkampf zwischen einem Flügel um López und einem anderen um Manuel Rosales gebe. Rosales war 2006 erfolgloser Gegenkandidat von Präsident Hugo Chávez. Derzeit ist er Gouverneur des Bundesstaats Zulia und will bei den Kommunalwahlen im November als Bürgermeisterkandidat in der Millionenstadt Maracaibo antreten.

Doch auch um die Kandidatur von Rosales in Maracaibo gibt es Streit zwischen den in einem Wahlbündnis vereinten Rechtsparteien. Am 23. Januar hatten sich die Gegner der Chavisten geeinigt, in jeder Kommune und jedem Bundesstaat gemeinsam mit dem aussichtsreichsten Kandidaten anzutreten. Jetzt fordert Juan Pablo Guanipa von der Partei PJ (Primero Justicia) Rosales auf, zu seinen Gunsten auf eine Kandidatur in Maracaibo zu verzichten.


Den Originaltext von Venezuelanalysis.com finden Sie hier.

Bildquelle: Venezuelanalysis.com