Bewaffnete Banden in Haiti schließen untereinander Frieden

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Cité Soleil, Armenviertel von Haiti
Cité Soleil, Armenviertel von Haiti

Port-au-Prince. Die wichtigsten Anführer der bewaffneten Banden Haitis haben am Donnerstag im Viertel Cité Soleil, einem der gefährlichsten Viertel der Hauptstadt Port-au-Prince, einen Friedensvertrag unterzeichnet.

Lokalen Quellen zufolge veröffentlichte Pastor Enock Joseph, der an der Unterzeichnung des Abkommens in Cité Soleil teilnahm, Fotos und Videos des Ereignisses in den sozialen Medien und bezeichnete es als historisch. Jimmy Chérisier, Anführer der "Bandenkoalition" Vivre Ensemble (Zusammenleben), sowie Mathias und Gabriel, zwei ehemalige Rivalen, trafen sich, um die Entscheidung zu besiegeln.

Pfarrer Joseph erklärte: "Seit einigen Monaten gibt es keine Zusammenstöße zwischen rivalisierenden Banden mehr. Aber es war schwierig, bestimmte Straßen in der Avenue Soleil zu erreichen, die als 'Var' galten (Unterstände, in denen sich Schützen einrichteten und auf alles schossen, was sich bewegte). Heute haben die Bosse beschlossen, diese Unterstände mit Bulldozern zu zerstören".

"Die Anwohner gingen auf die Straße, um diesen Frieden zu feiern. Heute, mehr als zwei Jahre später, können die Bewohner des Viertels Nan Brooklyn unbesorgt nach Nan Boston fahren und umgekehrt", fügte der Pfarrer hinzu, der daran erinnerte, dass diese beiden Stadtteile während des gesamten Konflikts Schauplatz blutiger Zusammenstöße waren.

Der ehemalige Polizist Cherizier ist zum Sprecher der bewaffneten Gruppen geworden, die weithin als "Banden" bezeichnet werden, nach Cheriziers Worten jedoch als rebellische Kräfte zu betrachten seien.

Er hatte Premierminister Gary Conille vor Wochen zu offenen Gesprächen aufgefordert (amerika21 berichtete), da "der haitianische Staat nur durch den nationalen Dialog die Kontrolle über die Territorien des Landes zurückgewinnen kann". Er bot im Gegenzug die Niederlegung der Waffen an.

Man solle sich auf die wirkliche Lösungen konzentrieren, "bei denen jeder Haitianer das Recht hat, sich ohne Diskriminierung, zu äußern", vertrat Cherizier.

Premierminister Conille hingegen stellte einen Tag nach Cheriziers Appell ein Ultimatum: "Die bewaffneten Banden haben eine sehr begrenzte Zeit, um ihre Waffen niederzulegen". Der Staat "wird nicht ewig darauf warten", so der Premier.

Seit Ende Juni sind die ersten Einsatzkräfte einer Multinationalen Sicherheitsmission (MSS) unter Führung Kenias in Haiti im Einsatz. Die Mission ist von den Vereinten Nationen gebilligt und soll die Wiederherstellung einer funktionierenden Staatlichkeit unterstützen.