Amerikas

Befehlshaber der kolumbianischen Armee tritt zurück

Seine Soldaten sollen mehr als 50 Zivilisten in Bogotá ermordet haben

Bogotá. Der Befehlshaber der kolumbianischen Streitkräfte, General Mario Montoya, trat am Dienstag (4.11.08) von seinem Amt zurück. Er reagierte so auf den Verdacht, wonach Armeeangehörige mehrere Dutzend Zivilisten aussergerichtlich hingerichtet haben sollen. Montoyas Schritt erfolgt fünf Tage, nachdem sein Präsident und Oberbefehlshaber Álvaro Uribe die Suspendierung von 27 Offizieren, darunter drei Generäle, und Unteroffizieren ankündigte. Es ist die größte "Säuberungsaktion", die in den letzten Jahren in der kolumbianischen Armee stattgefunden hat. Die Sicherheitskräfte untersuchen, ob die Verdächtigen etwas mit dem Verschwinden und der Ermordung von zahlreichen Jugendlichen in Bogotá zu tun haben.

Die Opfer stammen vorwiegend aus einem Arbeiterviertel der kolumbianischen Hauptstadt. Ihr Verschwinden geschah unter seltsamen Umständen. Wenige Tage nachdem sie verschwunden waren, fand man ihre Leichen. Die Sicherheitsbehörden setzten die Version in die Welt, wonach sie Paramilitärs waren, die bei Auseinandersetzungen mit verfeindeten Gangs umkamen. Dem widersprachen die Angehörigen. Die Medien deckten den Skandal auf, nachdem sich die Militärs in Widersprüche verwickelt hatten.

Die "aussergerichtlichen Exekutionen" sind eine allgemein übliche Praxis in Kolumbien. Für das Jahr 2007 verzeichnet die Menschenrechtsorganisation Amnesty International 330 Fälle, an denen die Sicherheitskräfte beteiligt gewesen sein sollen. Die Staatsanwaltschaft untersucht insgesamt 400 Morde dieser Art. Die Ermittlungen richten sich gegen 110 Angehörige der Sicherheitsbehörden. Die Zahl der zivilen Opfer dürfte bei etwa Tausend liegen.