Amerikas

UNASUR berät über Putsch in Bolivien

Am Montag treffen sich die Präsidenten den südamerikanischen Staatenbundes UNASUR in Chile. Nach weiteren Toten verhängt Bolivien Ausnahmezustand über Panda

Caracas. Verschiedene Regierungen aus Lateinamerika erklärten gestern ihre Unterstützung für den bolivianischen Präsidenten Evo Morales. Die argentinische Regierung rief die vier Gouverneure der oppositionellen Provinzen auf, sofort die Gewaltaktionen ihrer Anhänger zu unterbinden. Der ecuadorianische Präsident Rafael Correa erklärte während eines Besuches im Nachbarland Peru mit Blick auf die Putschisten: "Diese Minderheiten, die die Region schon immer dominiert haben, wollen nicht auf ihre Privilegien verzichten. Deshalb stiften sie Chaos in Bolivien." Die Regierung Brasilien teilte mit, dass sie einen Sturz der gewählten bolivianischen Regierung nicht tolerieren und keine andere Regierung anerkennen werde.

Nach einer telefonischen Abstimmung am Donnerstag, beschlossen die Präsidentinnen und Präsidenten Südamerikas, am kommenden Montag ein Gipfeltreffen des UNASUR in Santiago de Chile durchzuführen. Einziges Thema werden die "putschistischen Aktivitäten sein, mit denen sich Bolivien und sein Präsident Evo Morales konfrontiert sieht." hieß es in einer Mitteilung der Nachrichtenagentur ABN. Auch der kolumbianische Präsident Álvaro Uribe soll an dem Treffen teilnehmen.

Unterdessen stieg die Zahl der Todesopfer bei Auseinandersetzungen in Bolivien auf mindestens 14 Personen. Die Toten in dem Ort El Porvenir im Bundesland Pando wiesen Schuss- und Machetenverletzungen auf. Anhänger der rechtsradikalen Autonomie-Bewegung hatte an einer Straßensperre das Feuer auf Bauern eröffnet, die sich vor der Barrikade gesammelt hatten. Beobachter vermuten, dass erheblich mehr Menschen zu Tode gekommen sind. Aber da von den Putschisten die Telekommunikations- und Fernsehsender zerstört wurden, sei es schwierig, Informationen aus abgelegenen Gebieten zu bekommen. Sicher ist, dass zur Zeit noch eine Gasleitung beschädigt ist und die Exporte nach Brasilien und Argentinien eingeschränkt sind.

Nach Informationen von ausländischen Diplomaten soll es innerhalb der bolivianischen Armeeführung Dienstverweigerungen gegeben haben. "Das Militär will sich nicht einmischen." Evo Morales hat sich zuletzt in der Nacht von Donnerstag auf Freitag mit der militärischen Führung des Landes getroffen.

Heute verhängte Präsident Evo Morales den Ausnahmezustand über das Bundesland Pando. Die öffentliche Ordnung müsse wieder hergestellt und die Gewaltwelle der paramilitärischen Banden gestoppt werden. Inzwischen soll das Militär einige öffentliche Einrichtungen wie den Flughafen von Besetzern geräumt haben. Der Gouverneur des Bundeslandes, Leopoldo Fernández, soll sich nach Informationen der MAS inzwischen mit einem Militärflugzeug nach Brasilien abgesetzt haben.

Auch in Städten der drei anderen von Autonomie-Anhängern regierten Bundesländer kontrollieren bewaffnete Oppositionsgruppen weiterhin die Straßen, während die arme Landbevölkerung mehrheitlich den sozialistischen Präsidenten unterstützt. In Santa Cruz kam es zu pogromartigen Übergriffen auf die indianisch stämmige Bevölkerung. Anhänger der Juventud Cruzeñista versuchten in die Armenviertel der Stadt einzudringen und überfielen einen Bauernmarkt. Gestern belagerten 150 Bewaffnete das venezolanische Konsulat der Stadt und forderten "alle Venezolaner und Kubaner" auf innerhalb von 24 Stunden das Land zu verlassen.