Venezuela / Südafrika

Schulterschluss in Pretoria

Venezuelas Präsident Hugo Chávez in Südafrika. "Strategische Partnerschaft" zwischen beiden Staaten angestrebt. Kooperation im Energiebereich soll ausgebaut werden

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Schulterschluss in Pretoria
Hugo Chávez mit seinem südafrikanischen Amtskollegen Thabo Mbeki

Pretoria. Der venezolanische Präsident Hugo Chávez und sein südafrikanischer Amtskollege Thabo Mbeki haben sich für eine "strategische Partnerschaft" ausgesprochen. Chávez unterstrich zudem die Parallelen in der Geschichte beider Länder als ehemals durch Europa kolonisierte Gebiete. Zu Beginn eines zweitägigen Besuches in Südafrika unterzeichnete der venezolanische Präsident am Dienstag in Pretoria mehrere Kooperationsverträge, vor allem im Energiebereich. Während Venezuela täglich rund 2,7 Millionen Barrel Erdöl exportiert (ein Barrel entspricht rund 159 Liter), leidet Südafrika unter zunehmenden Problemen bei der Energieversorgung.

Am Flughafen von Pretoria wurde Chávez von Mbeki mit militärischen Ehren empfangen. Die erste Reise des venezolanischen Präsidenten nach Südafrika wurde in dem südamerikanischen Land indes vom staatlichen Fernsehkanal VTV live übertragen. "Wir dürfen nie vergessen, dass Afrika für uns eine Mutter ist", sagte Chávez noch am Rollfeld zu Journalisten in Anspielung auf die afrikanische Kultur, die den amerikanischen Kontinent seit Kolonialzeiten prägt. Auf beiden Kontinenten hätten die Kolonialstaaten schreckliche Verbrechen verübt, für die sie sich noch nicht einmal entschuldigt hätten, so Chávez. Heute aber hätten Venezuela und Südafrika gemeinsam, daß sie als Staaten der so genannten dritten Welt "auf eigenen Füßen stehen können". Sein Appell: "Wir sollten die Integration der Völker des Südens gemeinsam voranbringen".

Konkrete Projekte wurden vor allem im wirtschaftlichen Bereich vereinbart. So lud Chávez das staatliche südafrikanische Energieunternehmen Petrosa ein, sich an der Erschließung der massiven Erdölvorkommen im Orinoco-Becken im Süden Venezuelas zu beteiligen. Im Gegenzug könnte in südafrikanischen Raffinerien Rohöl aus Venezuela verarbeitet werden, hieß es in einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP. Im Gespräch war demnach auch ein gemeinsames Vorhaben zur Herstellung von Sythesegas, das die Grundlage für hochwertigen GTL-Treibstoff bildet. Nach Angaben des Petrosa-Managers Julio Poquioma baut das Staatsunternehmen in Südafrika derzeit zudem eine Großraffinerie mit einem Verarbeitungsvolumen von 400000 Barrel Erdöl pro Tag. "Wir stehen mit (dem staatlichen venezolanischen Energiekonzern) PdVSA in Gesprächen über Rohöllieferungen aus Venezuela", sagte Poquioma der AFP.

Nach Ansicht des südafrikanischen Präsidenten Mbeki ist die Kooperation mit Venezuela "unabdingbar für eine Stärkung der Süd-Süd-Beziehungen". Das sagte der Politiker des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Chávez am Dienstag. Der venezolanische Präsident pflichtete Mbeki bei: "Wir wollen dieser Zusammenarbeit einen strategischen Charakter geben". Zu Beginn des 21. Jahrhunderts befinde sich Südamerika "auf dem Weg zu einer neuen Unabhängigkeit", so Chávez: "In Afrika ist das ähnlich, auch hier existiert eine Erneuerungsbewegung, die neue Wege zur Souveränität der Völker sucht".


Den Originaltext der Tageszeitung junge Welt finden Sie hier.