Venezuela / Iran / Politik

Achse Caracas-Teheran läuft auf Hochtouren

Venezuela und Iran vertiefen Beziehungen. Chávez beendet dreitägigen Staatsbesuch

Teheran. Heute beendet Venezuelas Präsident Hugo Chávez seinen dreitägigen Staatsbesuch in der Islamischen Republik Iran. Es ist der siebte Teheran-Besuch in seiner zehnjährigen Amtszeit.

Der Aufenthalt des Comandantes der Bolivarianischen Revolution im Iran war geprägt von zahlreichen offiziellen und privaten Gesprächen mit seinem Amtskollegen Mahmud Ahmadineyad. Der iranische Präsident, der sich auf die Wiederwahl im Juni vorbereitet, empfing seinen venezolanischen Gast am Donnerstag (2.4.2009), als dieser vom II. Lateinamerkanisch-arabischen Gipfel in Doha in die iranische Hauptstadt kam. Schon im Vorfeld seiner Iran-Reise hatte Chávez die besonderen Beziehungen zu Teheran und ihre Bedeutung für die strategische Weiterentwicklung und Absicherung der bolivarianischen Revolution (amerika21.de berichtete) unterstrichen. Unmittelbar nach der Landung empfing Ahmadineyad seinen Amtskollegen im Präsidentenpalast. Noch bevor beide dem Protokoll Folge leisteten und die Ehrenformationen der iranischen Streitkräfte abschritten, kamen sie zu einem mehrstündigen privaten Gespräch zusammen.

Der Höhepunkt des Staatsbesuchs war die Einweihung der ersten iranisch-venezolanischen Bank. Das Institut ist mit 1,6 Milliarden US-Dollar ausgestattet. Das ist dieselbe Summe, die der iranisch-venezolanische Gemeinschaftsfonds beinhaltet. Damit wurden gemeinsame Industrieprojekte finanziert. Der Iran hat Venezuela beim Aufbau einer gemeinsamen Fahrradfabrik geholfen. Iranische Spezialisten helfen beim Produzieren von Fertigbauteilen für Häuser aus Zement, die die Holz- und Blechhütten in den Armenvierteln ersetzen sollen. Außerdem gibt es Gemeinschaftsprojekte beim Autobau und in der Ölindustrie. Das iranische Know-How dient Venezuela - aber auch Nicaragua und Bolivien - zum Aufbau einer eigenen industriellen Infrastruktur, die den Ländern erlaubt, sich aus der technischen Abhängigkeit von den USA und Europas zu befreien. Gleichzeitig durchbricht der Iran mit seiner Lateinamerika-Politik die außenpolitische Isolation, in der ihn die USA seit der Islamischen Revolution von 1979 halten. Vor diesem Hintergrund bezeichnete auch Ahmadineyad den Besuch Chávez' als "strategisch".

Im Mittelpunkt der bilateralen Gespräche auf verschiedenen Ebenen stand ebenfalls die Reaktion auf die internationale Finanzkrise. Chávez zeigte sich "enttäuscht" von Ergebnissen des Londoner G20-Gipfels. Seiner Meinung nach handelt es sich bei der aktuellen Finanzkrise, um "einen Krebs, der sich ausgebreitet hat und die Beziehungen zwischen den Völker angreift". Beide Staatschefs stellen als probates Mittel dagegen "die enge und tiefe Kooperation zwischen dem Iran und Venezuela". Chávez fügte hinzu: "Unsere Länder sollten ihre Handelsallianz stärken, damit wir uns vom freien Welthandel befreien und einen gerechten Handel, bei dem wir uns ergänzen, schaffen". Ahmadineyad sagte: "Jetzt gerade verändert sich die Welt; die bilateralen Beziehungen zwischen Iran und Venezuela sollen ein Beispiel für die Art brüderlicher und konstruktiver Beziehungen mit anderen Ländern der Welt darstellen."

Von Teheran aus wird Chávez nach Beijing und Tokio weiterreisen.