Venezuela

Chávez: "Die kapitalistische Welt muss überprüft werden"

Der venezolanische Präsident setzt auf Umweltschutz und auf eine vertiefte Zusammenarbeit mit Argentinien

Buenos Aires, Caracas. Bei seinem Staatsbesuch in Argentinien schlug Venezuelas Präsident Hugo Chávez vor, daß "die kapitalistische Welt überprüft werden muss, weil sie gesellschaftliche, politische und moralische Zerstörung hervorbringt". Das äußerte der Comandante der Bolivarianischen Revolution in der südargentinischen Stadt El Calafate, wo er mit seiner Amtskollegin Cristina Fernández zusammentraf.

Bei dieser Gelegenheit besuchte er auch den Nationalpark "Los Glaciares" (Die Gletscher). Der Anblick des Naturwunders bewegte Chávez, sich zum Klimawandel zu äußern. Vom Vorwurf, die Ölstaaten seien an der Klimaveränderung schuld, nahm er Venezuela, Argentinien und Brasilien aus. Stattdessen richtete er das Augenmerk auf die "großen kapitalistischen Länder", die etliche Tonnen Abgase in die Atmosphäre schössen. Das Staatsoberhaupt will den Umweltschutz verstärken.

"Die Krise des weltweiten Kapitalismus verlangt von uns, die Integration zwischen Argentinien und Venezuela abzusichern - und wir sind dazu bereit", fasste Chávez seine Gespräche mit Fernández zusammen. Die beiden Staatsoberhäupter hatten sich am Freitag, begleitet von einigen ihrer Fachministern, getroffen.

Im Mittelpunkt der bilateralen Gespräche stand der technologische und wissenschaftliche Austausch, der mit der Unterzeichnung von 13 Abkommen weiter ausgebaut wurde. Die strategische Achse verbindet die Produktion landwirtschaftlicher Lebensmittel und den Energiesektor. Der neue Wissenschafts-, Forschungs- und Industrieminister Jesse Chacón unterstrich, dass "wir Argentinien als einen strategischen Partner ansehen" mittels dessen Hilfe, die venezolanische Landwirtschaft und Agrarindustrie ausgebaut werden soll. Dazu gehöre ausdrücklich nicht der Import von genmanipuliertem Soja, ließ die venezolanische Delegation verlauten. Seit Jahrzehnten liegt Venezuelas Landwirtschaft brach, da die Regierungen der IV. Republik (1958-1999) es vorzogen, mit den Petrodollars Grundnahrungsmittel in den USA einzukaufen, anstatt sie im Land selber anzubauen. Argentinien soll mit helfen, diesen Mißstand abzubauen. Venezuela bietet im Gegenzug Öl und finanzielle Unterstützung an.