Weitere Vertreibungen im Valle del Cauca

Bedrohung seit November bekannt. Regierung und Interamerikanische Kommission für Menschenrechte bleiben untätig

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Flüchtlinge in Valle del Cauca (Kolumbien)
Flüchtlinge in Valle del Cauca (Kolumbien)

Bogotá. An der kolumbianischen Pazifik-Küste kommt es erneut zu Vertreibungen durch paramilitärische Gruppen. In San Juan, Colima und andere Gemeinden drangen in den vergangenen Tagen Paramilitärs ein und hinterließen Drohbriefe. Diese brachten die Bevölkerung dazu, die Gegend zu verlassen und in die Hafenstadt Buenaventura zu fliehen. Bislang wurden durch die Aktivitäten etwa 40 Familien vom Landgut Palestina vertrieben. Fünf Familien verblieben, doch wurde ihnen befohlen an Ort und Stelle zu verbleiben und davon abzusehen zu kommunizieren. Auch die in der Region liegende indianische Gemeinde Nonam ist von der Gewalt betroffen. Am 12. Januar 2013 kamen die Paramilitärs im Dorf an und verboten den Bewohnern sich vom Ort fortzubewegen und mit der Außenwelt in Kontakt zu treten.

Wie die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden berichtete, wusste die Regierung Kolumbiens und die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte bereits seit November von den Drohungen. Beide Institutionen versprachen zwar Hilfe, unternahmen aber dennoch nichts um die Verbrechen zu verhindern und die Bewohner zu beschützen.

Einer der Vertriebenen sagte aus, dass er Leichen in San Juan gesehen habe und der Druck der rechten Milizen permanent sei. "Wir sind auf uns allein gestellt und müssen schon wieder fortgehen. Wir haben in Buenaventura Angst etwas zu sagen. Paras, die hier waren, sahen wir mit der Polizei reden. Wir haben sehr viel Angst", betonte er ausdrücklich. In Buenaventura kontrollieren die rechten Milizen ganze Stadtviertel. Auch dort verhängten sie eine Ausgangssperre. Nach 17 Uhr darf sich niemand mehr auf der Straße aufhalten.

In der Region sind hauptächlich indigene und afrokolumbianische Gemeinden Opfer der Vertreibungen. Dort existieren große Rohstoffvorkommen und kriminelle Landerschließung für die Palmölproduktion. Durch den bewaffneten Konflikt leben in Kolumbien mittlerweile etwa vier Millionen Binnenflüchtlinge. Das ist mehr als im Irak oder in der Demokratischen Republik Kongo.