Kolumbien: Regierung gegen illegalen Bergbau

Bergbau soll "Lokomotive" der Wirtschaftsentwicklung des Landes sein. Traditionelle Kleinbetriebe sehen Existenz bedroht

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Juan Manuel Santos
Will gegen illegale Minen vorgehen: Präsident Juan Manuel Santos

Bogotá. Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos hat angeordnet, den Kampf gegen illegale Bergbauminen zu verstärken. Dies berichten der spanischsprachige Ableger des britischen Nachrichtensenders BBC (BBC Mundo) und der lateinamerikanische Nachrichtensender Telesur. Die Ankündigungen machte Santos am 3. April zum Ende einer Konferenz über Sicherheitsstrategien in Medellín, der Hauptstadt des Bundesstaates Antioquia. "Es ist die Pflicht der Regierung und der Behörden, gegen dieses Phänomen vorzugehen, welches unserer Gesellschaft und unserer Umwelt großen Schaden zufügt. Natürlich schürt der illegale Bergbau auch die Gewalt in ihren verschiedenen Erscheinungsformen”, so Santos gegenüber Telesur.

Der kolumbianische Präsident ordnete an, in den acht Bundesstaaten gegen illegale Bergbauaktivitäten vorzugehen. Santos argumentierte, der illegale Abbau von Rohstoffen sei eine der Haupteinnahmequellen irregulärer bewaffneter Gruppen wie der FARC-EP, die nach dem harten Einschreiten seitens der Regierung gegen illegale Kokaplantagen und Drogenhandel den illegalen Bergbau als attraktive Option zur Finanzierung ihrer Aktivitäten entdeckt hätten.

Die rapide Zunahme des illegalen Bergbaus ist sowohl der Ausrottung der illegalen Kokaplantagen, die vielen armen Bauernfamilien als Lebensunterhalt dienten, als auch dem insbesondere in den letzten drei Jahren explodierenden Goldpreis geschuldet. Allein von 2010 auf 2011 stieg der Wert des Edelmetalls um 20 Prozent. Viele noch vor zehn Jahren als unrentabel abgeschriebenen Minen wurden in letzter Zeit wieder eröffnet. So existieren neben den für die Umwelt verheerenden illegalen Minen mit großen Maschinenparks auch viele kleine handwerklich traditionelle Minen, die vielen tausend Familien das Überleben sichern.

Obwohl die kolumbianische Regierung behauptet, die kleinen Minen bei ihrer Legalisierung zu unterstützen und nur die großen Grabungsstätten bekämpfen zu wollen, glauben viele der Besitzer kleiner und mittlerer handwerklicher Minen, dass hinter dem Plan zur Neuordnung des Bergbausektors noch mehr steckt: "Nach unserer Wahrnehmung lässt sich die Regierung von multinationalen Firmen unter Druck setzen, um die Gebiete mit traditionellem Bergbau den großen Unternehmen verfügbar zu machen“, sagte Ramiro Restrepo, der Präsident der "Nationalen Konföderation der kolumbianischen Minenbesitzer" bereits Anfang 2012 gegenüber BBC Mundo.

Das Problem ist, dass viele kleine Minenarbeiter den großen illegalen Minen folgen. Auf eine große illegale Mine, die zehn bis zwanzig Menschen Arbeit gibt, kommen so hunderte dieser sogenannten "Baraqueros", die in den Ausgrabungen das einsammeln, was die großen Maschinen liegen lassen. Das, was für die Regierung illegale Aktivitäten sind, ist für viele die einzige Möglichkeit des Lebensunterhalts. So fürchten viele der Bergleute um den Lebensunterhalt ihrer Familien, wenn ihnen die Regierung den Bergbau nimmt.

Der Bergbau ist für die kolumbianische Regierung die "Lokomotive" der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Daher stellt sie die Ordnung dieses Sektors auf die gleiche Stufe wie den Kampf gegen den illegalen Drogenanbau und -handel. Nur einen Tag vor der Ausgabe des Befehls bezüglich des illegalen Bergbaus erging ein ähnlicher Befehl an die Drogenbekämpfungsbehörden, die in zwanzig kolumbianischen Städten vorhandenen Drogenumschlagsplätze zu zerstören.