Asunción Mita/Jutiapa. Die guatemaltekische Regierung hat nach Feststellung mehrerer Unregelmäßigkeiten die Umweltlizenz für die von einem kanadischen Unternehmen betriebene Gold- und Silbermine Cerro Blanco widerrufen. Dies teilte Umweltministerin Ana Patricia Orantes auf einer Pressekonferenz mit. Die Mine, die sich nahe der Grenze zu El Salvador befindet, wurde von Umweltschützern seit Jahren kritisiert.
Die Entscheidung erfolgte, nachdem das Umweltministerium eine Prüfung der technischen und juristischen Gutachten durchgeführt hatte. Dabei wurden sieben wesentliche Unregelmäßigkeiten festgestellt, die schließlich zur Annullierung der Lizenz führten. Zu den Auffälligkeiten gehören gefälschte Unterschriften, die missbräuchliche Verwendung von Dokumentennummern und der Verlust von über 900 Seiten des Originaldossiers zu dem Projekt.
Die Lizenz, die am 9. Januar 2024 – fünf Tage vor dem Ende der Amtszeit von Präsident Alejandro Giammattei – erteilt wurde, erlaubte es dem Unternehmen Bluestone Resources, den Abbau von Gold und Silber im Tagebau durchzuführen (amerika 21 berichtete). Zuvor war die Mine für den Abbau unter Tage lizenziert. Das Ministerium stellte fest, dass der Wechsel von einem unterirdischen Abbausystem zum Tagebau ein neues Projekt darstellt, das nicht durch die vorherige Lizenz abgedeckt war.
Die Mine befindet sich im Municipio Asunción Mita, östlich der guatemaltekischen Hauptstadt. Bluestone Resources plant, über 250 Millionen Kubikmeter Boden und Untergrund zu fördern. Ortsansässige und Umweltorganisationen befürchten, dass der Tagebau zu einer erheblichen Verschmutzung des Güija-Sees, der von Guatemala und El Salvador geteilt wird, sowie des Flusses Lempa, der die Hauptwasserquelle für die salvadorianische Hauptstadt ist, führen könnte.
Besonders besorgniserregend ist die potenzielle Freisetzung von Schwermetallen in Oberflächengewässer durch die Bodenentfernung. Zudem könnte ein erhöhter Arsengehalt, der Verlust von fruchtbarem Boden, die Zerstörung von Flora und Fauna sowie geomorphologische Veränderungen durch den Abtransport von Erde und Gestein schwerwiegende Umweltfolgen nach sich ziehen.
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Orantes betonte, dass der Fall Cerro Blanco ein Beispiel für die systematische Schwächung der Institutionen unter früheren Regierungen darstellt und die Notwendigkeit unterstreicht, das Umweltministeriums als Institution wiederherzustellen und zu stärken. "Nur wenn wir unser Mandat erfüllen, können wir zur Lösung der gigantischen Umweltprobleme beitragen, denen unser Land und die Welt gegenüberstehen", sagte sie.
In einem weiteren Schritt hat das Umweltministerium Strafanzeige gegen den ehemaligen Direktor der Abteilung für Umwelt- und Ressourcenmanagement wegen Amtsmissbrauchs und Pflichtverletzung eingereicht. Diese Person arbeitet nicht mehr im Ministerium. Der Minister für Energie und Bergbau, Víctor Hugo Ventura, erklärte, dass die bestehende Lizenz für den unterirdischen Abbau weiterhin gültig sei, der Tagebau jedoch eine neue Genehmigung erfordere.
Die frühere Regierung Giammattei hatte 2022 eine Volksbefragung der Bewohner von Asunción Mita ignoriert, die das Projekt ablehnte. Die aktuelle Regierung hingegen legt großen Wert auf Transparenz und Rechtskonformität bei der Vergabe von Umweltlizenzen.
"Das Ziel dieser Maßnahmen ist es, ein effizientes und transparentes System für Umweltlizenzen zu gewährleisten, das im Einklang mit dem Gesetz steht und stets auf die Gesundheit der Bevölkerung und den Schutz der Natur abzielt", betonte Ventura. Die Entscheidung, die Lizenz zu widerrufen, sei ein bedeutender Schritt für den Umweltschutz in Guatemala und zeige den Willen der Regierung, gegen Unregelmäßigkeiten und potenziell schädliche Projekte vorzugehen.
Die zukünftige Entwicklung des Projekts Cerro Blanco hängt nun von einer neuen, gründlichen Umweltverträglichkeitsstudie ab, die die tatsächlichen Auswirkungen des Tagebaus auf die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung berücksichtigt.