Kolumbien / Politik

Kolumbien: Gedenken an ermordete Aktivisten der Unión Patriótica

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Überlebende aus den Reihen der UP fordern Wahrheit, Gerechtigkeit, umfassende Wiedergutmachung und ein Ende der Straflosigkeit
Überlebende aus den Reihen der UP fordern Wahrheit, Gerechtigkeit, umfassende Wiedergutmachung und ein Ende der Straflosigkeit

Bogotá. Angehörige von Opfern und Überlebende der Repression gegen die Linkspartei Unión Patriótica (UP) haben sich am vergangenen Freitag in der kolumbianischen Hauptstadt für einen Frieden mit sozialer Gerechtigkeit ausgesprochen. Anlass war der 26. Jahrestag der Ermordung des UP-Vorsitzenden und Präsidentschaftskandidaten Jaime Pardo. Die Unión Patriótica war eine politische Bewegung, die 1985 nach den Friedensvereinbarungen zwischen der Regierung und den FARC-Rebellen gegründet wurde. In der UP sollten auch die ehemaligen Guerilleros am legalen politischen Kampf teilnehmen, dies war durch den kolumbianischen Staat garantiert worden.

Auf dem Plaza Bolívar in der kolumbianischen Hauptstadt waren 3.000 leere Stühle aufgebaut, die die Abwesenheit tausender UP-Aktivisten symbolisierten, die in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Sicherheitskräften und Paramilitärs gefoltert, eingesperrt, entführt und ermordet wurden und deren genaue Anzahl immer noch untersucht wird. Bei der Gedenkfeier, die unter dem Motto "Serenade der Abwesenden" stattfand, forderten die Überlebenden aus den Reihen der UP "Wahrheit, Gerechtigkeit, umfassende Wiedergutmachung" und verurteilten die immer noch bestehende Straflosigkeit der Täter.

Der UP-Angehörige Rubén Patiño sagte zu den laufenden Friedensverhandlungen zwischen Regierung und FARC-Guerilla, es müsse "eine politische Lösung für den sozialen und bewaffneten Konflikt, der uns ausblutet," gefunden werden. Die Gespräche dienten dazu, einen Konflikt zu lösen, der "durch Ausschluss und Ungleichheit" entstanden sei. Die tief verwurzelte Gewalt müsse beendet werden. Diese sei ein Produkt der "Intoleranz der Bourgeoisie", die das Land ausplündere und die Bevölkerung im Elend halten.

Zwei Präsidentschaftskandidaten, acht Kongressmitglieder, 13 Parlamentarier, 70 Gemeinderäte, elf Bürgermeister und tausende Aktivisten wurden innerhalb von vier Jahren ermordet, andere sahen sich gezwungen, das Land zu verlassen. Im Dezember vergangenen Jahres hat der Oberste Gerichtshof in Bogotá die Verfolgung der UP erstmals als Genozid anerkannt: Das Auslöschen einer oppositionellen Partei sei politisch motiviert und systematisch betrieben worden, Militär und Polizei seien massiv an der Planung und Durchführung der Massenmorde beteiligt gewesen, so das Gericht. Auf der Grundlage dieses Urteils hat das Oberste Gericht Kolumbiens am 9. Juli dieses Jahres die Unión Patriótica wieder als Partei zugelassen.