Anti-Rassismus-Gesetz in Brasilien wird 25

Studie belegt weiterhin starke Diskriminierungen in Brasilien. Quoten für "schwarze" und "indigene" Arbeitskräfte in der öffentlichen Verwaltung

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Zum 25. Mal jährt sich die Unterzeichung des Gesetzes 7.716, das Haftstrafen für diskriminierende Handlungen aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Ethnie, Religion oder nationaler Herkunft festlegt
Zum 25. Mal jährt sich die Unterzeichung des Gesetzes 7.716, das Haftstrafen für diskriminierende Handlungen aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Ethnie, Religion oder nationaler Herkunft festlegt

Brasília. Im Januar jährt sich zum 25. Mal die Unterzeichung des Gesetzes 7.716, das Haftstrafen für diskriminierende Handlungen aufgrund von "Rasse, Hautfarbe,

Ethnie, Religion oder nationaler Herkunft" festlegt. Aktuelle Analysen staatlicher Hilfsprogramme und gesetzlicher Förderungen zeigen, dass sich die soziale und ökonomische Diskriminierung in Brasilien fortsetzt.

Mehr als 104 Millionen Brasilianer und Brasilianerinnen haben sich in der 2013 veröffentlichten Volkszählung der PNAD (Pesquisa nacional por Amostras de Domicílios) als "schwarz" oder "braun" bezeichnet, dies entspricht mit 52,9 Prozent mehr als der Hälfte der Bevölkerung.

Die andauernde rassistische Diskriminierung zeigt sich am deutlichsten in der Analyse der Opfer von Gewalt. Die Möglichkeit eines gewaltsamen Todes ist bei schwarzen Jugendlichen mehr als 3,7-mal so hoch wie bei weißen Jugendlichen, wie eine aktuelle Erhebung des Ipea (Instituto de Pesquisa Econômica Aplicada) zeigt. Jährlich sterben 139 Prozent mehr Schwarze als Weiße in der Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren. Von den Fällen, in denen Polizeibeamte für die Tötung verantwortlich waren, wurden nur drei  Prozent strafrechtlich untersucht.

Eine Analyse staatlicher Hilfsprogramme, die von der Ministerin für Soziale Entwicklung, Tereza Campello, im Dezember 2013 vorgestellt wurde, zeigt, dass drei Viertel derjenigen, die staatliche Hilfe in Anspruch nehmen müssen, schwarz sind. Zu Beginn des Programms "Brasilien ohne Armut" im Jahr 2011 lebten 16 Millionen Brasilianer in extremer Armut (mit weniger als umgerechnet 21 Euro im Monat), von denen sich 71 Prozent als "schwarz" oder "braun" bezeichneten, wie das IBGE (Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística) ermittelte. Auch im Hilfsprogramm "Bolsa Familia" sind 73 Prozent der Begünstigten "schwarz", wie die Ministerin mitteilte.

Noch deutlicher wird das Verhältnis im ländlichen Raum. Beispielsweise begünstigt das Programm "Wasser für alle" bis zu 80 Prozent "schwarze" Familien, da sich auf dem Land bis zu 61 Prozent der Bevölkerung als "schwarz" definieren, gegenüber 48 Prozent im städtischen Raum.

Laut Ministerin Tereza Campello sind diese Daten eine Konsequenz der "rassischen Ungleichheit" in Brasilien. "Obwohl wir keine Förderpolitik für Schwarze durchführen, sind sie diejenigen, die am meisten von den Sozialprogrammen profitieren, da sie sozial in der unsichersten Situation leben", kommentierte sie in einem Interview mit der Zeitschrift Carta Capital.

Seitens der regierenden Arbeiterpartei PT ist noch für dieses Jahr die Einführung von Quoten für "schwarze" und "indigene" Arbeitskräfte in der öffentlichen Verwaltung geplant. Bereits im August 2013 wurden von Präsidentin Dilma Rousseff Quoten für öffentliche Universitäten eingeführt.