Neue Drohung gegen Medienschaffende in Honduras

Betroffene berichteten über Missstände in einem Krankenhaus. Drohungen per Telefon. Fünf Pressevertreter seit Mitte April ermordet

rankenhaus_mario_catarino_rivas_honduras.jpg

Kritische Berichte unerwünscht: Das Krankenhaus "Mario Catarino Rivas"
Kritische Berichte unerwünscht: Das Krankenhaus "Mario Catarino Rivas"

Tegucigalpa. Im mittelamerikanischen Honduras sind erneut Journalisten wegen ihrer kritischen Berichterstattung bedroht worden. Der aktuelle Fall betrifft zwei Fernsehjournalistinnen und einen Kollegen des Nachrichtensenders KTV in der nördlich gelegenen Stadt San Pedro Sula. Yanina Romero, Carlos Rodríguez und Lourdes Ramírez hätten über Missstände in einem örtlichen Krankenhaus berichtet. Daraufhin erhielten sie nach eigenen Angaben anonyme Anrufe. Personen, die sich als Ärzte und Krankenschwestern des betreffenden Krankenhauses ausgaben, kündigten zudem an, die Berichterstatter aufzusuchen. Die Betroffenen mussten Mitte der Woche die Polizei zur Hilfe rufen, nachdem ihr Sender offenbar beschattet wurde.

Carlos Rodríguez nannte gegenüber dem Partnerportal von amerika21.de, HondurasDelegation, als Auslöser der Drohungen einen Beitrag seines Senders über den Tod eines Patienten in Folge der schlechten medizinischen und pflegerischen Betreuung im Krankenhaus "Mario Catarino Rivas". Die Staatsanwaltschaft hätte Vernachlässigung als Todesursache bestätigt. In einer Sendung von KTV hatten Gewerkschafter aus dem Krankenhaus außerdem den Verdacht geäußert, dass zugunsten von Beerdigungsunternehmen und illegalem Organhandel Todesfälle sogar provoziert würden.

Besonders besorgt zeigen sich die drei Journalisten, da zuletzt vor wenigen Tagen der ebenfalls aus San Pedro Sula stammende Kollege Herlyn Espinal ermordet aufgefunden worden war. Damit sind im Jahr 2014 in Honduras bereits fünf Pressemitarbeiter getötet worden. Die Fälle konzentrierten sich im Zeitraum vom 11. April bis heute.

In einer Erklärung verurteilt das "Komitee für die freie Meinungsäußerung" (C-Libre) die Morde scharf und fordert eine lückenlose Aufklärung sowie die Entschädigung der Hinterbliebenen. Zudem forderten die Aktivisten die Behörden auf, alle weiteren Aggressionen gegen Journalistinnen und Journalisten aufzuklären und den Betroffenen den nötigen Schutz zu gewähren. C-Libre beklagt außerdem die Behinderung der Informationsfreiheit durch Angestellte des Staates, vor allem im Zusammenhang mit dem Krankenhaus "Mario Catarino Rivas", dem internationalen Flughafen Ramón Villeda Morales sowie dem Bergwerk San Juan Arriba, in dem Anfang Juli 2014 elf Bergleute verschüttet worden waren. Nur drei der Kumpels konnten gerettet werden.

Das staatliche Krankenhaus "Mario Catarino Rivas" in San Pedro Sula ist das zweitgrößte des Landes. Medienberichten zufolge wurde nach dem Bekanntwerden der skandalösen Zustände dort am 10. Juli eine staatliche Untersuchungskommission eingesetzt. Zugleich wurde das Krankenhaus einer externen Aufsicht durch Mediziner und einen Militärvertreter unterstellt. Der private Sicherheitsdienst des Hospitals wurde durch Angehörige der Militärpolizei ersetzt. Am 15. Juli beschwerten sich darauf hin Vertreter der Journalistenkammer beim zuständigen Chef der Militärpolizei, Oberst German Alfaro, dass ihre Arbeit von den Uniformierten behindert würde.