Polizei räumt gewaltsam Hausbesetzung in São Paulo

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Brutales Vorgehen: Polizisten stürmen das ehemalige Hotel Aquaris
Brutales Vorgehen: Polizisten stürmen das ehemalige Hotel Aquaris

São Paulo. Bei der Räumung eines besetzten Hauses in der Innenstadt der brasilianischen Metropole São Paulo hat es am Dienstagmorgen schwere Ausschreitungen zwischen Bewohnern und Polizei gegeben. Laut Presseberichten wurden dabei mehrere Menschen verletzt. Unbekannte plünderten zwei Geschäfte und ein Bus ging in Flammen auf. Insgesamt nahm die Polizei über 70 Besetzer fest.

Die Ausschreitungen begannen, nachdem sich rund 200 Familien, die der Wohnungslosenbewegung FLM angehören, weigerten, das besetzte ehemalige Hotel Aquaris auf der Avendia São João zu verlassen. Die Polizei stürmte daraufhin das Gebäude und setzte Gummigeschosse und Tränengas gegen die Besetzer ein, die sich mit Barrikaden und Steinen zur Wehr setzten. "Wir wehren uns, weil wir nirgendwo sonst hinkönnen" sagte die 35-jährige Shirley Santana, Bewohnerin des Hauses und Aktivistin der FLM.

Die Familien hatten das 20-stöckige Gebäude vor 6 Monaten besetzt, nachdem es über 10 Jahre leer stand. Im Juni entschied die Justiz des Bundesstaates São Paulo nach einer Aufforderung des Besitzers des Hotels die Räumung des Hauses. Die FLM kritisiert, dass mit der Räumung das Gebäude für die Immobilienspekulation freigegeben wird. "Ungefähr 800 Menschen, darunter Kinder und Alte, werden einfach auf die Straße geworfen" schreibt die Bewegung in einer Stellungnahme.

Immer wieder sind besetzete Häuser in São Paulo Mittelpunkt von Auseinandersetzungen. Aufgrund von steigenden Mieten landen täglich zahlreiche Familien auf der Straße. Vor allem im Zentrum der Millionenstadt stehen demgegenüber tausende Wohneinheiten leer. Wohnungslosenbewegungen wie die FLM und die MTST organisieren seit Jahren Besetzungen, um obdachlosen und armen Familien eine Alternative zu bieten.