Venezuelas Regierung besetzt Supermarktkette

Vorwurf der Beteiligung am "Wirtschaftskrieg". 35 Filialen und Lagerhallen vorübergehend unter staatlicher Kontrolle, fünf Manager festgenommen

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Präsident Maduro zeigt ein Foto der Díadía-Lagerhalle in La Yaguara
Präsident Maduro zeigt ein Foto der Díadía-Lagerhalle in La Yaguara

Caracas. Der Präsident der Nationalversammlung, Diosdado Cabello, hat in der Nacht vom Dienstag bekannt gegeben, dass die Supermarktkette DíaDía von staatlicher Seite "zeitweise besetzt" worden sei. Dabei handele es sich um das gesamte Filialnetz inklusive Lager, Verteilung und Verkauf. Präsident Nicolás Maduro hatte die Maßnahme bereits am Montag angekündigt, jedoch ohne die Firma zu benennen.

DíaDía unterhält 35 Filialen in sechs Bundesstaaten, die meisten davon in den ärmeren Vierteln. Die Supermarktkette wird beschuldigt, sich am "Wirtschaftskrieg" zu beteiligen. Der Vizeminister der kommunalen Wirtschaft, Tomás Camacho Rincones, sagte gegenüber Amerika21, DíaDía werde vorgeworfen, gezielt Waren zurückzuhalten und absichtlich Unruhe in der Bevölkerung zu schüren, in dem sie den Zugang zu den Produkten beschränkt. Venezuela kämpft zurzeit mit Problemen bei der Verteilung einiger Güter des täglichen Bedarfs. Ein Großteil der Venezolaner ist aktuell davon betroffen, dass vor allem Mehl, Kaffee, Zucker, Waschmittel, Windeln und Toilettenpapier in den Supermärkten kaum zu finden sind.

Die Kontrollen der Handelsketten seien verstärkt worden, bereits in den vergangenen Wochen sei es in mehreren Firmen zu Festnahmen, Beschlagnahmungen und vorübergehenden Besetzungen durch die Regierung gekommen. Im Fall von Díadía seien fünf Manager festgenommen worden.

2,5 Tonnen Lebensmittel und andere Produkte seien allein in einem Lager der Supermarktkette in La Yaguara in Caracas entdeckt worden: "Während der Durchsuchung sind wir auf Produkte gestoßen, die wir schon längere Zeit an anderen Orten nicht mehr gesehen haben", sagte Cabello in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehkanal VTV.  Eine Margarinensorte, die bereits vom Markt verschwunden war, sei hier in "außergewöhnlich großen Mengen" sichergestellt worden. Pakete von sehr gefragten Produkten, die Produktionsstempel von vor mehreren Monaten aufwiesen, seien gefunden worden.

Nach der Übernahme wurden am Dienstag pro Person maximal drei Kilo Maismehl, zwei Kilo Zucker, ein Kilo Milchpulver und ein Kilo Margarine abgegeben. Wie seit Anfang Januar in den staatlichen Supermarktketten Mercal, Pdval und Bicentenario, in denen zumeist subventionierte Produkte verkauft werden, gilt seit Dienstag auch im DíaDía die Regelung, dass je nach Endziffer des Personalausweises an bestimmten Tagen eingekauft werden darf.

Bereits am Wochenende war die Regierung gegen die landesweite Apotheken- und Drogeriemarktkette Farmatodo vorgegangen. Die Geschäftsleiter wurden zu Vernehmungen vorgeladen. Ihnen wird ebenfalls vorgeworfen, Produkte, darunter auch Arzneimittel, zurückgehalten zu haben. Darüber hinaus seien, wie auch im Fall von DíaDía, bewusst Warteschlangen hervorgerufen worden, weil nur eine oder zwei Kassen besetzt wurden, obwohl ausreichend Personal vorhanden war.

Maduro hatte unlängst angekündigt, gegen diejenigen Groß- und Einzelhandelsketten und Vertriebsfirmen "mit der ganzen Macht des Gesetzes" vorzugehen, die Grundbedarfsgüter zurückhielten oder sie zu überhöhten Preisen verkauften. Zuvor hatten mehrere Treffen zwischen Regierung und Vertretern dieser Unternehmen stattgefunden, bei denen diese versichert hätten, bei der Überwindung der Versorgungsengpässe mitzuarbeiten.

Mit einer unverhohlenen Drohung reagierte indes der Vorsitzende des venezolanischen Unternehmerverbandes Fedecamaras auf die Ankündigung des Präsidenten: "Ich wiederhole es erneut: Solange das Privatunternehmertum angegriffen wird, wird es keine Produktion geben, und als Konsequenz wird es Warteschlangen geben!", twitterte er.