Neue Proteste gegen Nicaragua-Kanal

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Demonstration in San Jorge: "Nein zu den Chinesen - Raus - Nein zum Kanal"
Demonstration in San Jorge: "Nein zu den Chinesen - Raus - Nein zum Kanal"

Managua. Der von nicaraguanischer Regierung und dem chinesischen Konsortium HKND geplante Kanal zwischen Pazifik- und Karibikküste stößt weiterhin auf Kritik. Am vergangenen Samstag demonstrierten laut Medienberichten tausende Bauern in Juigalpa, der Hauptstadt des Departamentos Chontales unweit des Nicaraguasees gegen den Kanalbau. Aufgerufen hatte der "Rat zur Verteidigung des Sees, des Landes und der nationalen Souveränität". Auch Parlamentsabgeordnete der Opposition und Vertreter von Menschenrechtsgruppen nahmen teil. Gefordert wurde unter anderem die Aufhebung des Gesetzes 840, mit dem der Bau des Interozeanischen Kanals autorisiert wurde. Auf Transparenten war auch zu lesen "Nein zur Diktatur, nein zum Kanal", "Daniel (Ortega) – verkauft das Vaterland".

Von Gegnern des Mega-Projekts wird dieses als Angriff auf die Souveränität Nicaraguas bezeichnet. Hauptsorge der Protestierenden dürfte aber die Frage der Entschädigungen für Landbesitz sein, wenngleich diese immer wieder von Regierung und HKND garantiert wurden. Die Kosten des Kanals und der Zusatzprojekte werden auf etwa 50 Milliarden US-Dollar geschätzt. Nicaraguas Regierung rechnet mit einem massiven Wirtschaftsaufschwung im zweitärmsten Land der westlichen Hemisphäre.

Der Sprecher von HKND, Bill Wild, versicherte indes, dass es die befürchteten Umweltschäden nicht geben werde. Der Nicaraguasee werde nicht versalzen und nicht an Tiefe verlieren. Wild kündigte an, dass HKND-Chef Wang Jing Informationen über die Finanzierung bekannt geben werde. In Bezug auf die kürzlich vom Unternehmen Environmental Resources Management (ERM) vorgelegte Umweltstudie erklärte Wild, dass die nicaraguanische Regierung um Zeit zur Analyse und für öffentliche Konsultationen gebeten hat.

In den vergangenen Monaten wurde das Kanalprojekt immer wieder in Frage gestellt, da die Bauarbeiten seit dem offiziellen Baustart kaum vorangekommen sind. Bisher wurde lediglich an Vorarbeiten wie Zugangswegen gearbeitet. Trotzdem hielt Bill Wild daran fest, dass am Ende des Jahres der Hafen von Brito gebaut werden soll. Den Bauern versicherte er, dass sie Marktpreise für ihr Land erhalten werden, wenngleich das Gesetz zum Bau des Kanals lediglich den Katasterwert garantiert.