Venezuela weitet Grenzschließung nach Kolumbien aus

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Zwischen Venezuela und Kolumbien verläuft eine über 2.000 Kilometer lange Grenze. In den Bundesstaaten Táchira und Zulia sind die Übergange geschlossen
Zwischen Venezuela und Kolumbien verläuft eine über 2.000 Kilometer lange Grenze. In den Bundesstaaten Táchira und Zulia sind die Übergange geschlossen

Caracas. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat die Schließung des Grenzübergangs Paraguachón nach Kolumbien im Bundesstaat Zulia und die Entsendung von 3.000 zusätzlichen Soldaten in die Region angekündigt. Außerdem verhängte er in drei Verwaltungsbezirken den Ausnahmezustand. Die Maßnahme sei mit den dort lebenden Wayúu-Indigenen abgesprochen, sie könnten sich weiterhin frei bewegen, so der Präsident am Montagabend. Zugleich gab er bekannt, dass die 5.558 Familien vor Ort mit Lebensmitteln aus dem staatlichen Mercal-Programm versorgt werden.

Die Regierung Maduro hatte am 19. August bereits im Staat Táchira die Grenze zum Nachbarland geschlossen und in fünf Bezirken den Ausnahmezustand verhängt. Die Operation venezolanischer Sicherheitskräfte ist gegen Schmuggel, Paramilitarismus und Schwarzmarkthandel gerichtet. Nach offiziellen Schätzungen werden rund 40 Prozent aller Lebensmittel, die in Venezuela auf den Markt kommen sollten, am Zoll vorbei ins Nachbarland geschafft und dort zu deutlich höheren Preisen verkauft. Auch große Mengen Treibstoffe werden über die Grenze geschmuggelt.

Zahlreiche Personen wurden bei der Operation verhaftet, darunter auch Angehörige der Nationalgarde und der Armee. Mehr als 1.000 kolumbianische Staatsbürger ohne gültige Aufenthaltserlaubnis wurden abgeschoben, über 4.000 kehrten nach Kolumbien zurück, um einer solchen Zwangsmaßnahme zuvorzukommen. Da die kolumbianischen Grenzregionen fast ausschließlich von Schmuggelware aus Venezuela leben, kam es bereits nach wenigen Tagen zu Engpässen bei der Benzin- und Nahrungsmittelversorgung. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos rief daraufhin den "wirtschaftlichen Notstand" für Cúcuta aus, der Hauptstadt der Provinz Norte de Santander. Diese gehört zu den ärmsten des Landes. Laut dem kolumbianischen Gewerkschafter José Abel Correa leben über 75 Prozent der Bewohner der Provinz vom Schmuggel und vom Weiterverkauf illegal aus Venezuela importierter Waren.

Die Union südamerikanischer Nationen (Unasur) hat indes ihre Bemühungen verstärkt, einen Dialog zwischen den Regierungen Kolumbiens und Venezuelas in Gang zu bringen. Die Außenminister von Brasilien und Argentinien, Mauro Vieira und Héctor Timerman, trafen Ende vergangener Woche zunächst mit Kolumbiens Außenministerin María Angela Holguín und anschließend mit Venezuelas Vizepräsident Jorge Arreaza zusammen, um die Lage und Möglichkeiten von Gesprächen über die Zusammenarbeit beider Länder in der Grenzregion zu besprechen. Venezuela hatte sich wiederholt dazu bereit erklärt und die Regierung Santos aufgefordert, sich an der Lösung der Probleme zu beteiligen. Santos hatte zunächst mit scharfer Kritik auf die Grenzschließung reagiert, später jedoch das "schwere Problem mit Schmuggel" eingeräumt. Inzwischen hat er einem Gespräch mit Maduro unter Vermittlung von Uruguays Präsident Tabaré Vázquez zugestimmt.