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Bildungsstreit in Paraguay geht weiter, neue Proteste in dieser Woche

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Studentische Aktivisten der Unión Nacional De Centros De Estudiantes Del Paraguay gehen gegen Korruption und für bessere Bildung auf die Straße
Studentische Aktivisten der Unión Nacional De Centros De Estudiantes Del Paraguay gehen gegen Korruption und für bessere Bildung auf die Straße

Asunción. Schüler und Studenten haben in Paraguay erneut gegen Korruption im Bildungssystem und für mehr finanzielle Zuwendung durch den Staat demonstriert. Damit halten die Proteste in den Bildungsinstitutionen des Landes weiter an. In der Nacht zum Mittwoch gingen rund 1.000 Studierende der Universidad Nacional de Asunción (UNA) auf die Straße, um den Rücktritt weiterer Dekane und Dekaninnen ihrer Fakultäten zu erzwingen.

Am Donnerstagmorgen blockierten Aktivisten von der Fakultät für Agrarwissenschaften die Zugänge des Gebäudes. Rund 150 Studierende der Medizinfakultät forderten am Mittwochmorgen vom neuen Präsidenten der Universität, Abel Bernal, Unregelmäßigkeiten in der Verwaltung zu untersuchen.

In Paraguay erschüttert derzeit ein Korruptionsskandal die Strukturen der größten Universität des Landes. Nach Informationen der Tageszeitung Última Hora sind bereits sechs Dekane zurückgetreten. Einer von ihnen sitzt wegen des Verdachts auf Korruption in Untersuchungshaft.

Am 9. Oktober trat Abel Bernal als Nachfolger des ebenfalls verhafteten Enrique Froilán Peralta das Amt des Universitätspräsidenten der UNA an. Korruptionsvorwürfe gegen Peralta waren Mitte September Auslöser der Proteste gewesen. Mehr als zehntausend Menschen gingen damals auf die Straße und besetzten bis vor kurzem den Hauptcampus der Universität im Stadtteil San Lorenzo. Peraltas Nachfolger Bernal hat inzwischen ein Komitee einberufen, um weitere der Korruption bezichtigte Dekane zum Rücktritt zu bewegen und deren Posten neu zu verteilen.

Gleichzeitig demonstrierten in Paraguay auch Oberstufenschüler öffentlicher und privater Schulen für Bildungsreformen und mehr Geld. Vom Staat fordern sie sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung und Infrastruktur statt der bisherigen 3,5 Prozent. Sie wollen außerdem eine bessere Essensversorgung der unteren Schulklassen sowie ein Schülerticket für den öffentlichen Nahverkehr.

Nach Angaben der Nachrichtenseite Resumen Latinoamericano , hatten sich Schülervertreter in der vergangenen Woche mit Paraguays Präsidenten Horacio Cartes getroffen. Der konservative Politiker habe sich dabei für eine Verbesserung der Bildungsstrukturen des Landes ausgesprochen. Bildungsministerin Marta Lafuente stellte zudem höhere Investitionen in Aussicht. Kurzfristige Zusagen ihres Ministeriums, für 5.000 Schüler in Zukunft Mittagessen bereit zu stellen, gingen den Schülervertretern nicht weit genug. Sie kündigten für Ende dieser Woche erneut Streiks und Proteste an.