Preise in Argentinien schießen in die Höhe, Löhne sinken

Lebensmittel und Strom durch Inflation, Wegfall von Preiskontrollen und staatlichen Subventionen verteuert. Parallel Lohnverluste von bis zu 40 Prozent

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"Tarifazo" werden die Preissteigerungen von ihren Kritikern genannt
"Tarifazo" werden die Preissteigerungen von ihren Kritikern genannt

Buenos Aires. Nachdem der argentinische Peso Anfang Januar 2016 stark an Wert eingebüßt hat, wirkt sich die Inflation nun auch drastisch auf die Preisentwicklung grundlegender Güter wie Lebensmittel und Strom aus. Ursache für diese Entwicklung sind neben der hohen Inflation der Wegfall staatlicher Subventionen durch die im vergangenen November gewählte neoliberale Regierung unter Präsident Mauricio Macri. Weitere Preissteigerungen werden erwartet.

Der Warenkorb für Lebensmittel beispielsweise, ein repräsentativer Preisindex, hat sich im Laufe eines Jahres um 24 Prozent verteuert. Eine drastische Preissteigerung von 13 Prozent stellten die Behörden im Dezember 2015 insbesondere im Fleischsortiment fest. Dies führte kürzlich zu einer landesweiten politischen Debatte zwischen Fleischproduzenten, Behörden und Konsumenten. Dabei ließ sich der argentinische Landwirtschaftsminister Ricardo Buryail zur polemischen Aussage hinreißen, dass die Konsumenten auf den Fleischverzehr verzichten sollten, solange die Preise nicht gesenkt würden.

Aktuell werden die Diskussionen rund um "Inflation" und "steigende Preise" durch verschiedene volkswirtschaftliche Maßnahmen, welche die neue Regierung unter Präsident Macri in den vergangenen Tagen angekündigt hat, zusätzlich befeuert. Beispielsweise soll das in der Regierungszeit von Ex-Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner eingeführte Programm "Precios Cuidados", das für über 300 ausgewählte Artikel des täglichen Bedarfs einen verbindlichen Referenzpreis festsetzt, aufgehoben werden. Dies signalisierte der argentinische Handelssekretär Miguel Braun jüngst gegenüber dem lateinamerikanischen Fernsehsender Telesur.

Für viel Gesprächsstoff sorgt auch die Anhebung des Strompreises ab diesem Monat um durchschnittlich 300 Prozent und die Ankündigung, dass auch der Gaspreis erhöht werden soll. Energie- und Bergbauminister Juan José Aranguren rechtfertigte das Vorgehen gegenüber den Medien damit, dass der Strompreis in Argentinien seit 2003 faktisch eingefroren war und mittels staatlicher Subventionen künstlich tief gehalten wurde. Dies führe zu hohen Staatskosten – im Jahr 2015 hätten die Subventionen circa zehn Milliarden US-Dollar betragen, während die tatsächlichen Produktionskosten 1.000 Prozent über dem Konsumentenpreis lägen – und schade schließlich der eigenen Wirtschaft. Des Weiteren wies Aranguren darauf hin, dass die Tarifänderung Anreize für eine effiziente Nutzung und private Investitionen in die Stromindustrie schaffen würde. Letztendlich, so präzisierte er, würden äußerst sparsame Konsumenten sogar von einem Preiserlass profitieren.

Befürworter und Gegner dieser Maßnahmen streiten sich in den sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #Tarifazo. Mehrere Userinnen und User beklagen, dass die Preiserhöhung ausgerechnet in einer Phase erfolgt, in der viele Angestellte einen Lohnverlust von bis zu 40 Prozent erleiden und dass weitere Preiserhöhungen in den Bereichen Gesundheit und Bildung sehr wahrscheinlich seien. Ex-Präsidentin Kirchner ärgert sich hingegen auf Twitter darüber, dass die Preiserhöhung insbesondere die Metropolregion Buenos Aires mit Erhöhungen von bis zu 550 Prozent hart treffe.

Eher zynisch äußerte sich der ehemalige Richter Eugenio Zaffaroni gegenüber dem Radiosender La Plata. In Anspielung auf den Wahlkampf von Macri und dessen Motto "Cambiemos" sagte er: "Das ist kein Wechsel. Die wollen ein neues System. Macri erreicht sein Ziel von Null Armut, indem er die Armen zu Tode hungern lässt".