Massenkundgebung in Argentinien wegen Verschwindens von Santiago Maldonado

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Tausende Menschen fordern in Buenos Aires die lückenlose Aufklärung des Verschwindens von Santiago Maldonado
Tausende Menschen fordern in Buenos Aires die lückenlose Aufklärung des Verschwindens von Santiago Maldonado

Buenos Aires. Einen Monat nach dem Verschwinden von Santiago Maldonado haben in Argentinien zahlreiche Demonstrationen stattgefunden. Seit einem Militär- und Polizeieinsatz gegen eine Mapuche-Gemeinschaft in Esquel in der patagonischen Provinz Chubut fehlt von ihm jede Spur. Die Regierung weist  jegliche Verantwortung der Sicherheitskräfte zurück, .

Am vergangenen Freitag demonstrierten Menschenrechtsgruppen sowie studentische, gewerkschaftliche, politische und indigene Verbände landesweit für das unversehrte Auftauchen Maldonados. In Buenos Aires versammelten sich mehr als 250.000 Demonstranten vor dem Präsidentenpalast, um zusammen mit der Familie Maldonado den Rücktritt der Ministerin für Sicherheit, Patricia Bullrich, und ihres Kabinettschef Pablo Noceti zu fordern.

Der 28-jährige politisch engagierte Santiago Maldonado war am 1. August verschwunden, nachdem Gendarmerie- und Polizeikräfte in die indigene Gemeinschaft "Pu Lof de Resistencia" eingedrungen waren. Drei Zeugen gaben der Justiz gegenüber an, sie hätten beobachtet, wie Maldonado in Richtung eines nahe gelegenen Flusses geflohen sei und sich dort versteckt hielt. Danach hätten sie aus der Entfernung gesehen, wie eine Person, die Maldonado ähnelte, von Gendarmen verhaftet auf einen LKW verladen wurde. Wenn auch diese Person nicht mit letzter Gewissheit als Maldonado identifiziert werden konnte, so belegen die Zeugenaussagen dessen Präsenz vor Ort zum Zeitpunkt des Angriffs. Da keine weitere Person der Gemeinde vermisst wird, liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei der verhafteten Person um Maldonado handelte.

Der Einsatz hatte offiziell zum Ziel, die Gleise des touristischen Zuges "La Trochita" von Blockaden zu befreien. Dieser Zug fährt durch ein von Mapuche besetzte Landstück, das größtenteils an die Firma Compañía de Tierras Sud Argentino S.A. de Benetton verkauft worden ist. Die Mapuche fordern die Rückgabe und gründen ihre Besitzansprüche auf die von Argentinien unterzeichneten internationalen Abkommen und auf nationale Normen, wie die UN-Deklaration über die Rechte indigener Völker von 2007 und das neue Zivil- und Handelsgesetzbuch von 2015.

Maldonados Verschwinden weckt die Erinnerungen an die argentinische Militärdiktatur (1976-1983). Die Sprecherin der Mütter der Plaza de Mayo, Nora Cortiñas, äußerte sich in der Zeitung La Garganta Poderosa: "Es fällt mir schwer diesen tiefen Kummer in Worte zu fassen, den ich angesichts der Angst seiner Mutter, seines Vaters und seiner Geschwister empfinde. Einen Monat nach einem erneuten gewaltsamen Verschwinden fühlen wir in unseren Mägen diesen Schmerz, der uns vor 40 Jahren auf den Plaza de Mayo gebracht hat".

Trotz des massiven Drucks aus der Bevölkerung und den Aufforderungen von internationalen Organisationen wie der Interamerikanischen Menschenrechtskommission kommen die Untersuchungen nur schleppend voran. Die Regierung von Präsident Mauricio Macri leugnete anfangs das Verschwinden von Santiago Maldonado und stellte die Mapuche-Gemeinschaft unter Verdacht. Bezüglich der Massenkundgebung am vergangen Freitag berichteten die regierungsnahen Medien wie Clarín oder La Nación hauptsächlich über "gewalttätige Ausschreitungen" und die Höhe der Sachschäden, die dabei entstanden seien. Kritische Medien, Menschenrechtenorganisationen und Einzelpersonen prangern hingegen die exzessive Gewalt der Polizei und die willkürliche Festnahme von Demonstranten an.