Kongress der Agrarökologie in Mexiko setzt auf Kleinbauern und Nachhaltigkeit

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Das Plakat zum Kongress, der vergangene Woche in Chiapas stattfand
Das Plakat zum Kongress, der vergangene Woche in Chiapas stattfand

San Cristobal de Las Casas, Mexiko. Vergangenen Freitag ist in San Cristobal de las Casas der erste Mexikanische Kongress zur Agrarökologie zu Ende gegangen. Sechs Tage lang hatten Wissenschaftler, kleinbäuerliche Produzenten und Aktivisten aus dem In- und Ausland über Möglichkeiten, Praktiken und Herausforderungen für eine Zukunft der Landwirtschaft nach traditionellem kleinbäuerlichen Vorbild und im Sinne der Ernährungssouveränität diskutiert. Mehr als 300 Vorträge auf 50 thematischen Panels brachten laut Aussage der Veranstalter in etwa 1.000 Teilnehmende in Austausch und Dialog.

Am Mittwoch wurde mit einer dreistündigen Zeremonie nach Maya-Vorbild an der Interkulturellen Universität von Chiapas der spirituellen Dimension des Lebens und der Erde Rechnung getragen. Im Anschluss tauschten kleinbäuerliche Produzenten verschiedener Bundesstaaten am Forschungsinstitut Ecosur traditionelles Saatgut aus. Zudem nutzen zahlreiche Teilnehmende die Möglichkeit, agrarökologische Projekte in der näheren Umgebung von San Cristobal kennenzulernen.

Eröffnet wurde der Kongress unter Moderation des renommierten mexikanischen Ethnobiologen Victor M. Toledo mit einem Wissensdialog kleinbäuerlicher Produzenten der Organisationen La Vía Campesina Mexiko / Unorca, Mujeres y Maíz Chiapas und Vida A.C. Das Themenspektrum des Kongresses reichte von der Geschichte der Agrarökologie in Mexiko und ihren unterschiedlichen Strömungen bis zur kulturellen und politischen Dimension hinsichtlich Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit, Ernährungssouveränität und Dekolonialität. Auch Strukturen der regionalen Vermarktung agrarökologischer Produkte wurden thematisiert.

Besondere Präsenz hatten die teilnehmenden Frauen, die über alle Sitzungen hinweg klarstellten, dass die Agrarökologie nur eine feministische sein könne. Im Verlauf der Woche widmeten sich denn auch gleich mehrere Panels dem Thema "Agrarökologie, Frauen und Gender". Zudem wurden agrarökologische Praktiken als Mitigations- und Adaptationstrategien gegenüber der Klimakrise diskutiert.

Ergebnis der Konferenz ist unter anderem ein Katalog von Empfehlungen der Veranstalter an die Regierung von Manuel Andrés López Obrador. Dieser wurden bei einer abschließenden Sitzung im Beisein von Vertretern des Nationalen Rates für Wissenschaft und Technologie (Conacyt), des Ministeriums für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (Sader) sowie der Welternährungsorganisation (FAO) vorgestellt. Hierzu zählt neben der Implementierung eines nationalen Programms zur Förderung der Produktion und Vermarktung von Nahrungsmitteln, die auf Prinzipien der Agrarökologie und der Ernährungssouveränität beruhen, auch die Forschung sowie der Zugang zu hierfür relevantem Wissen.

Aufgrund eines erst kürzlich geschlossenen Abkommens zwischen FAO und Sader hinsichtlich der Förderung der Agrarökologie in Mexiko und dem Regierungsvorhaben der Vierten Transformation trifft dieses Anliegen auf eine günstige Konjunktur. Kritisch angemerkt wurde in diesem Rahmen jedoch auch, dass die Kürzungen im Hochschulsystem wie auch die voranschreitende Implementierung von Megainfrastrukturprojekten in der Region (wie etwa dem "Tren Maya" oder dem "Corredor Transístimico") aufgrund ihrer sozialen wie ökologischen Auswirkungen diesem Anliegen diametral entgegenstehen.

Im Rahmen des Kongresses tagte außerdem die Mexikanische Gesellschaft für Agrarökologie und beschloss gleich zwei Folgekonferenzen. 2021 lädt die Autonome Universität Chapingo zur zweiten Konferenz nach Texcoco. 2023 soll sie in der Interkulturellen Universität von Quintana Roo stattfinden. 2020 findet zudem in Uruguay die achte Lateinamerikanische Konferenz der Lateinamerikanischen Wissenschaftlichen Gesellschaft für Agrarökologie (Socla) statt.