Mexiko-Stadt. Bei den Wahlen am 6. Juni in Mexiko haben sechs Frauen Gouverneursämter gewonnen. Damit wird es zum ersten Mal in der Geschichte des Landes sechs weibliche Gouverneure geben.
Bislang sind 98 Prozent der Gouverneursposten von Männern und nur zwei Prozent von Frauen besetzt. Außerdem hatten 25 der 32 Bundesstaaten noch nie eine Gouverneurin. Die vom Nationalen Wahlinstitut (INE) zusammengestellten Daten zeigen, dass es in Mexiko seit 1953 bis heute nur sieben Gouverneurinnen gab.
Bei den Wahlen vom 6.Juni konkurrierten laut INE 71.465 Frauen und 67.347 Männer um ein Amt. Damit waren so viele Frauen wie noch nie aufgestellt. Über 90 Millionen Mexikaner:innen waren aufgerufen, an den umfangreichsten Wahlen der Geschichte des Landes teilzunehmen. Tausende Ämter waren neu zu besetzen, darunter die 500 Sitze der Abgeordnetenkammer, 15 von 32 Gouverneur:innenposten und 30 regionale Parlamente.
Die Forscherin mit den Schwerpunkten Demokratie und Parität, Esperanza Palma, erklärte, beim Prinzip der Parität gehe es um Geschlechtergerechtigkeit und darum, mehr Frauen in repräsentative und Entscheidungspositionen zu bringen.
Die meisten Gewinnerinnen wurden von Movimiento Regeneración Nacional (Morena) nominiert, andere von dem Bündnis aus der Partei der Nationalen Aktion (PAN) und der Partei der Demokratischen Revolution (PRD).
Es sei wichtig, dass die Frauen auf diesem Weg vorankommen, es gebe viel zu tun, "um eine Agenda der Gleichberechtigung im ganzen Land zu fördern", sagte Indira Vizcaino, neu gewählte Gouverneurin für Morena.
Eine stärkere Präsenz von weiblichen Kandidaten bedeutet jedoch nicht, dass sie mehr frauenspezifische Vorschläge in die Wahlen einbringen werden. In Tlaxcala zum Beispiel vermied die nun gewählte Gouverneurin Lorena Cuellar stets eine klare Aussage zur Legalisierung der Abtreibung.
"In diesem Land stimmen wir aus Tradition in der Regel für Männer, also brechen wir das Paradigma. Aber das ist nicht genug: Die Herausforderung besteht jetzt darin, von diesen Frauen eine Agenda einzufordern, die zu besseren Bedingungen für Frauen führt", so die Professorin und Forscherin an der Universidad del Claustro de Sor Juana, Melissa Fernández Chagoya.