Santiago/Toluca/Buenos Aires. In Chile hat der Senat grünes Licht für einen Gesetzesvorschlag aus dem Jahr 2017 gegeben, der die eingetragene Partnerschaft gleichgeschlechtlicher Personen nun offiziell als Ehe anerkennt und Adoption möglich macht.
Seit 2015 können gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Chile als Zivilunion eingetragen werden – Abstammungsrechte gemeinsamer Kinder blieben allerdings unberücksichtigt. Das Gesetzesprojekt, das der Senat nun mit absoluter Mehrheit annahm, sieht unter anderem vor, die Begriffe "Mutter" und "Vater" mit "Eltern" zu ersetzen. Die Reihenfolge der Nachnamen der Kinder soll zudem frei wählbar sein. Rolando Jiménez, Aktivist der Homosexuellenbewegung Movilh, nannte die Entscheidung im Senat "einen wichtigen Schritt nach 30 Jahren Kampf, Demonstrationen und zwei internationalen Gesuche an Chile".
Im Juni hatte auch der rechtskonservative Präsident Sebastián Piñera, zuvor ein strikter Gegner, seine Unterstützung für das Gesetzesvorhaben erklärt.
In den nächsten Wochen muss das Gesetz zusätzlich von der Abgeordnetenkammer angenommen werden. Chile könnte damit das achte Land in Lateinamerika werden, das die "Ehe für alle" offiziell anerkennt. Brasilien, Argentinien, Kolumbien, Uruguay, Ecuador, Costa Rica und Mexiko (hier nur in einigen Bundesstaaten) haben die Ehe für alle bereits eingeführt und anerkannt.
Der Kongress des Bundestaates Mexiko (Edomex) hat ebenfalls am 21. Juli einer Reform des Bürgerlichen Gesetzbuches zugestimmt. Diese soll eine nachträgliche Angleichung des Geschlechtseintrags und Namens in der Geburtsurkunde erleichtern, so dass alle volljährigenTrans-Personen ein Dokument erhalten, das ihre Geschlechtsidentität widerspiegelt. Edomex ist damit der 16. von 32 Bundesstaaten Mexikos, der dieses Recht garantiert.
Neuigkeiten gibt es ebenfalls in Argentinien. Dort wurde vergangenen am Mittwoch der Geschlechtseintrag "X" für nicht-binäre Personen für Ausweise und Pässe eingeführt. In dem entsprechenden Dekret heißt es: "Das Recht auf Identität ist unmittelbar und untrennbar mit dem Recht auf Freiheit von Diskriminierung, auf Gesundheit, auf Privatsphäre und auf die Verwirklichung des eigenen Lebensentwurfs verbunden".
Argentiniens Präsident Alberto Fernández äußerte dazu: "Wir müssen uns öffnen. Es gibt andere Identitäten neben Frau und Mann, die immer existierten, jedoch versteckt wurden. Nicht davon zu sprechen bedeutet, Millionen Menschen das Glück zu nehmen."