Chile / Wirtschaft / Umwelt

Umstrittenes Bergbauprojekt in Chile genehmigt

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Protest gegen das Bergbauprojekt Dominga vor dem Sitz der Regionalregierung in La Serena
Protest gegen das Bergbauprojekt Dominga vor dem Sitz der Regionalregierung in La Serena

Coquimbo. Die Kommission für Umweltverträglichkeitsprüfung (Coeva) der chilenischen Region Coquimbo hat das kontroverse Bergbauprojekt Dominga des Unternehmens Andes Iron zugelassen. Dem geht ein über Jahre andauernder Rechtsstreit voraus, auch aktuell steht noch eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs aus. Daher ist unklar, was die Entscheidung von Coeva für den Baustart bedeutet.

Nach Bekanntgabe der Coeva-Entscheidung kam es zu Protesten in mehreren Städten des Landes.

Das Projekt, das zwei Tagebauminen für Eisen und Kupfer sowie einen Hafen zur Verschiffung der Erze umfasst, wurde 2013 zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht. 2017 wurde es von der Coeva sowie dem Minister:innenkomitee auf nationaler Ebene abgelehnt. Gründe dafür waren unter anderem der unterschätze Einflussbereich auf die Umwelt und technische Unzulänglichkeiten wie etwa eine fehlende Beschreibung der Schifffahrtsrouten. Der Hafen würde sich im Humboldt Archipel, einem Meeresökosystem mit hoher Biodiversität befinden und damit in unmittelbarer Nähe zur Reserva Nacional Pingüino de Humboldt. Das Naturschutzgebiet ist vor allem durch die Humboldt-Pinguine bekannt, bietet jedoch auch Lebensraum für zahlreiche andere Tierarten.

Andes Iron legte im Januar 2018 Beschwerde beim Umweltgerichtshof in Antofagasta ein. Dieser gab der Beschwerde statt und ordnete eine erneute Abstimmung in der Coeva aufgrund formaler Fehler beim Entscheidungsprozess an. Daraufhin wies der Oberste Gerichtshof im Jahr 2019 an, der Umweltgerichtshof müsse die Entscheidung revidieren und sich mit weiteren Aspekten – etwa den Umweltfragen – des Falls beschäftigen. Als dieser im April dieses Jahres seine ursprüngliche Entscheidung bestätigte, legten Nichtregierungsorganisationen eine Beschwerde beim Obersten Gerichtshof ein. Diese Entscheidung ist zum aktuellen Zeitpunkt noch ausstehend. Dennoch führte die Coeva die Abstimmung durch und bewilligte mit elf Pro- und einer Contra-Stimmte das Bergbauprojekt.

Dies sorgte für Empörung in weiten Teilen der chilenischen Zivilgesellschaft. An mehreren Orten im Land kam es zu Demonstrationen, auch Abgeordnete der verfassunggebenden Versammlung sowie Präsidentschaftskandidat:innen sprachen sich dagegen aus.

Andes Iron sowie die Fürsprecher:innen des Projekts betonen hingegen die Einhaltung der Umweltstandards sowie die positiven Effekte durch die Schaffung von zahlreichen Arbeitsplätzen vor Ort, rund 10.000 in der Bauphase und 1.450 während des Betriebs.