Brasilien / Soziales

"Menstruationsarmut" in Brasilien: Kein Schulbesuch wegen fehlender Binden

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Das Institut Serenas setzt sich nicht nur für kostenlose Menstruationsprodukte ein, sondern veranstaltet auch Bildungsprojekte rund um das Thema Menstruation
Das Institut Serenas setzt sich nicht nur für kostenlose Menstruationsprodukte ein, sondern veranstaltet auch Bildungsprojekte rund um das Thema Menstruation

Brasília. Eine Erhebung der Organisation Espro in Zusammenarbeit mit der Firma Inciclo zeigt, dass in Brasilien mindestens 20 Prozent der 14- bis 24-Jährigen, die menstruieren, wegen fehlender Menstruationsprodukte regelmäßig nicht zur Schule gehen.

Insgesamt gaben 42 Prozent der Befragten an, Binden wesentlich länger als empfohlen zu tragen, um dadurch Geld zu sparen. 32 Prozent beschrieben, dass es in der Vergangenheit schon vorkam, dass sie zu wenig Geld für Periodenprodukte hatten.

Betroffen sind jedoch nicht nur Schüler:innen: Elf Prozent der Befragten gaben ebenfalls an, regelmäßig auf der Arbeit zu fehlen. Um trotz Periode und fehlender Menstruationsprodukte zur Schule oder zur Arbeit gehen zu können, behelfen sich der Studie zufolge rund ein Drittel der Personen mit Toilettenpapier.

Immer wieder versuchen kleine Projekte gegen das Problem anzugehen. So gründete Edicléia Pereira Dias bereits 2010 eine "Bindenbank" an ihrer Schule.

Amanda Sadalla ist Co-Gründerin der Gruppe Serenas, die sich gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen einsetzt. Sie erklärt, dass sich die Situation der Betroffenen in den letzten Jahren zugespitzt habe. "Unsere Arbeit gegen die Menstruationsarmut darf sich nicht nur darauf konzentrieren, Binden zu verteilen, sondern muss auch die Grundhygiene abdecken." Zudem fordert sie mehr Aufklärung und Bildung über das Thema Monatsblutung für Jungen und Mädchen.

Auch von staatlicher Seite gibt es Versuche, das Problem zu lösen. Präsident Jair Bolsonaro hat jedoch 2021 ein Veto gegen ein Gesetzesprojekt eingelegt, das vorsah, an öffentlichen Schulen sowie an Wohnungslose, Gefangene und andere Menschen in prekären Situationen Binden kostenfrei zur Verfügung zu stellen.