"Migrantische Schwarze Leben zählen": Proteste in Brasilien fordern Gerechtigkeit für Moïse Mugenyi Kabagambe

brasilien_alle_23_minuten_stirbt_ein_schwarzer_jugendlicher.jpg

"Alle 23 Minuten stirbt in Brasilien ein Schwarzer Jugendlicher"
"Alle 23 Minuten stirbt in Brasilien ein Schwarzer Jugendlicher"

brasilien_sao_paulo_moise_mugenyi_kabagambe.jpg

Die "Coalición Negra por Derechos" organisiert die Proteste
Die "Coalición Negra por Derechos" organisiert die Proteste

brasilien_antira_ya_basta.jpg

"Es reicht": Rassistisch motivierte Straftaten haben sich in Rio de Janeiro seit 2019 verdoppelt
"Es reicht": Rassistisch motivierte Straftaten haben sich in Rio de Janeiro seit 2019 verdoppelt

brasilien_gerechtigkeit_fuer_moise_bolsonaro_raus.jpg

"Weg mit Bolsonaro": Unter seiner Regierung sterben jeden Tag 20 Schwarze Menschen
"Weg mit Bolsonaro": Unter seiner Regierung sterben jeden Tag 20 Schwarze Menschen

brasilien_migrantische_leben_zaehlen.jpg

Die Schwarze Bewegung und migrantische, studentische, gewerkschaftliche- und LGTBIQ+-Gruppen prangern den strukturellen Rassismus an
Die Schwarze Bewegung und migrantische, studentische, gewerkschaftliche- und LGTBIQ+-Gruppen prangern den strukturellen Rassismus an

brasilien_migranten_mord_an_moise_mugenyi_kabagambe.jpg

Kongolesische Geflüchtete mit der Flagge des Landes bei der Demonstration in São Paulo
Kongolesische Geflüchtete mit der Flagge des Landes bei der Demonstration in São Paulo

Seit Ende Januar finden in den größten Städten Brasiliens erneut antirassistische Mobilisierungen auf der Straße statt. Sie verurteilen den Mord an dem 24-jährigen kongolesischen Flüchtling Moïse Mugenyi Kabagambe.

Die Schwarze Bewegung prangert gemeinsam mit migrantischen, studentischen, gewerkschaftlichen- und LGTBIQ+-Bewegungen den strukturellen Rassismus der Gesellschaft an. Sie fordern Gerechtigkeit, ein Ende der Straflosigkeit, die Durchsetzung der Arbeitsrechte sowie aller verfassungsmäßigen Rechte der in Brasilien lebenden und arbeitenden Schwarzen Migranten aus afrikanischen Ländern, insbesondere aus Kongo, Angola und Senegal, und der Karibik, vor allem aus Haiti.

Die größten Proteste fanden in Rio de Janeiro und in São Paulo statt. Organisatorin war die "Schwarze Koalition für Rechte" (Coalición Negra por Derechos), die mehr als 250 antirassistische Gruppen aus ganz Brasilien umfasst.

Der Tod von Moïse reiht sich ein in andere rassistisch motivierte Morde an Migranten: João Manuel, Kerby Tingue, Fetiere Sterlin, Inolus Pierrelys, Falow Ndack, Zulmira de Souza Borges, Toni Bernardo Da Silva und Brayan Yanarico Capcha. Paulo Gomes Kumbo von der Vereinigung der Einwanderer für die Integration in São Paulo beklagte zudem das Verschwinden von Celeo, einem Kongolesen , der seit vier Monaten vermisst wird. Ebenfalls in São Paulo wurde vor fast einem Jahr das Verschwinden von Marcelo Mapala Daniel gemeldet.

Letícia Parks, Mitbegründerin der Organisation Quilombo Vermelho erklärt: "Dieses Land, das von den entführten afrikanischen Völkern, den versklavten Schwarzen und den indigenen Völkern aufgebaut wurde, verachtet und vergewaltigt die afrikanischen Brüder, die hierher kommen und den brasilianischen Rassismus kennenlernen, der grausam, zynisch und extrem gewalttätig ist. Mit Bolsonaro haben wir jeden Tag 20 getötete Schwarze Menschen! Diese Regierung hat kein Wort über den Mord an Moïse verloren. Auch eine förmliche Entschuldigung bei der kongolesischen Botschaft in Brasilien ist nicht vorgesehen. Im Gegenteil, diese Regierung verteidigt die Milizionäre, die unseren Kameraden getötet haben."

Was geschah mit Moïse?

Am 24. Januar wurde in Barra de Tijica, Rio de Janeiro, der kongolesische Flüchtling Moïse Kabagambe von drei Männern brutal ermordet. Moïse war 24 Jahre alt und hatte den Kiosk Tropicalia aufgesucht, um zwei nicht gezahlte Löhne einzufordern. Dort wurde er zu Tode geprügelt, während die Polizei nichts unternahm, um dies zu verhindern. Weil sie eine Untersuchung des Mordes fordert, wird die Familie von Moïse von der Polizei bedroht und eingeschüchtert. Eine Kamera hat alles aufgezeichnet.

Moïses Familie lebt seit 2011 in Brasilien, als sie vor dem Krieg in der Demokratischen Republik Kongo floh. Ivana Lay, die Mutter von Moïse, sagte der Zeitung Globo: "Meinem Sohn haben sie die Rippen und das Genick gebrochen. Ich bin aus dem Kongo geflohen, damit sie uns nicht umbringen. Und am Ende haben sie meinen Sohn hier mit Schlägen getötet, so wie sie in meinem Land töten."

Nach Angaben des Brasilianischen Forums für öffentliche Sicherheit sind 79 Prozent der bei Polizeieinsätzen getöteten Opfer Schwarze.

Laut dem Institut für öffentliche Sicherheit von Rio de Janeiro, das für die offiziellen Statistiken zuständig ist, haben sich die rassistisch motivierten Straftaten allein in Rio von 2019 (43 Tote) bis 2021 (82 Tote) verdoppelt.

Nach Angaben des Brasilianischen Instituts für Geografie und Statistik sind mehr als 56 Prozent der brasilianischen Bevölkerung Schwarz oder Braun. Trotzdem wird die Schwarze Bevölkerung wie eine Minderheit behandelt, ist auf dem Arbeitsmarkt und im Bildungsbereich kaum vertreten und leidet täglich unter Rassismus. Derzeit sind 72,9 Prozent der Arbeitslosen in Brasilien Schwarz.

Laut der Beobachtungsstelle für Migration, die sich auf Daten von Ende 2021 stützt, leben in Brasilien mehr als eine Million Einwanderer.

Gekürzte Fassung des Beitrags von Laura Corcuera bei El Salto Diaro

Alle Fotos sind von Laura Corcuera (CC BY-SA 3.0 ES)