Kolumbien

Eskalation der Gewalt in Kolumbien: 217 Massaker und 830 Opfer in zwei Jahren

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Das Institut für Entwicklungs- und Friedensstudien hat die Massaker der vergangenen Jahre erfasst
Das Institut für Entwicklungs- und Friedensstudien hat die Massaker der vergangenen Jahre erfasst

Bogotá. Allein in diesem Jahr haben sich in Kolumbien 31 Massaker mit 114 Opfern ereignet. Besonders betroffen sind ländliche Gegenden in Antioquia, Putumayo und Cauca. Die Organisation Indepaz veröffentlichte am 13. April die alarmierende Statistik, die 217 Massaker und 830 Opfer in den letzten beiden Jahren erfasst.

Die zunehmende Gewalt im Land prägt auch den Wahlkampf für die Präsidentschaftswahlen am 29. Mai. Der Kandidat des Linksbündnisses Pacto Histórico, Gustavo Petro, äußerte zum Indepaz-Bericht auf Twitter: "Ich frage Kolumbien, ob es diesen Weg der Massaker weitergehen will oder ob wir ihn für das Leben eintauschen wollen. Ich schlage den Wandel für den Frieden vor." Seine Wahlkampagne steht unter dem Motto "Für ein menschliches Kolumbien mit sozialer Gerechtigkeit und Frieden".

Petro prangerte auch einen Plan an, der darauf abziele, seine Kampagne "mit Drogengeld zu infiltrieren". Er forderte die kommunalen Ausschüsse zu "maximaler Aufmerksamkeit" bezüglich der Herkunft der Gelder auf, es dürften nur Zuschüsse von der "nationalen Leitung und Darlehen aus dem Finanzsystem" angenommen werden.

Seine Partei Colombia Humana berichtete am vergangenen Samstag von einem Überfall auf ihr Büro in der Hauptstadt Bogotá. Ein großer Teil des Mobiliars sei zerstört worden. Zudem hätten die Angreifer "CDs mit Informationen aus den Wahlkommissionen des Pacto Histórico mitgenommen", darunter auch Aufzeichnungen über verschiedene geplante Wahlkampfaktivitäten Petros. Parteimitglieder forderten daher Sicherheitsgarantien für den weiteren Verlauf der Kampagne.

Während Menschenrechtsverteidiger:innen und demobilisierte Farc-Kämpfer:innen zunehmend in Unsicherheit leben und ständig mit Verfolgung und Angriffen rechnen müssen, verkündete Präsident Iván Duque vor dem UN-Sicherheitsrat, Kolumbien sei ein Land, das "die wesentlichen Grundsätze des Friedens anerkennt".

Kurz zuvor hatte der Leiter der UN-Mission in Kolumbien, Carlos Ruíz Massieu, eine Untersuchung und Aufklärung der Hintergründe des Militäreinsatzes in Putumayo gefordert, bei dem Soldaten am 28. März elf Zivilist:innen getötet hatten.

Nach Aussagen von Augenzeug:innen und Untersuchungen von Menschenrechtsorganisationen handelt es sich um einen weiteren Fall von "falsos positivos", da das Militär die getöteten Zivilist:innen als Mitglieder illegaler bewaffneter Gruppen darstellten, obwohl es sich um Bauern und Bäuerinnen handelte (amerika21 berichtete).

Eine Sprengstoffexplosion kostete indes drei Soldaten am 9. April das Leben. Der Anschlag ereignete sich in der ländlichen Gegend im Departamento Antioquia. Duque sprach von einem "abscheulichen Terroranschlag" einer Farc-Dissidentengruppe. Laut Indepaz beläuft sich die Zahl der Dissidenten der Farc auf circa 5.000, wobei diese keinem einheitlichen Kommando unterstünden und zum Teil untereinander um die Vorherrschaft im Drogenhandel kämpften.