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Lithium-Offensive: Regierung in Chile setzt auf Wertschöpfungskette im Land

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Lithiumabbau in der chilenischen Atacama-Wüste
Lithiumabbau in der chilenischen Atacama-Wüste

Santiago. Ab dem 31.August können nationale wie internationale Firmen in Chile den Zugang zu vergünstigtem Lithiumkarbonat und Lithiumhydroxid des staatlichen Konzerns SQM Salar S.A. beantragen.

Wie die Regierung durch ihre Behörde für Wirtschaftsförderung (Corfo) mitteilen ließ, sei eine Rohstoffversorgung zum Vorzugspreis bis 2030 gewährleistet und richte sich an "Unternehmen mit Erfahrung und nachweisbaren technischen und finanziellen Fähigkeiten." Die Möglichkeit auf Antragstellung bleibe ein Jahr bzw. bis zur Erschöpfung der verfügbaren Mengen der Produkte bestehen.

Chiles Linksregierung forciert mit diesem Schritt weiter den Ausbau der nationalen Lithiumindustrie. Neben der Produktion und Verfügbarmachung geht es hierbei vor allem um die Schaffung einer Wertschöpfungskette im Land.

Erklärtes Ziel ist die Ansiedlung einer verarbeitenden Industrie, die "die Entwicklung und Herstellung von Vorläufern und/oder Kathodenmaterial, Lithiumkathoden, Lithiumbatteriekomponenten, Lithiummetall und andere Anwendungen" ermöglicht. Denn wie andere Länder in Lateinamerika war und ist Chile vor allem ein Rohstofflieferant für den Weltmarkt, ohne von den Einnahmen aus deren Weiterverarbeitung wirtschaftlich zu profitieren.

Lag der Fokus lange Zeit auf dem Salpeter- und Kupferexport, kommt in Zukunft dem Lithium eine entscheidende Rolle zu. Es wird überwiegend zur Herstellung von Batterien ‒ etwa für Elektroautos ‒ und von Düngemitteln gebraucht. Vor Kurzem haben Mexiko und Bolivien eigene Förderprogramme zur nationalen Nutzung und technischen Verarbeitung ihrer Vorkommen verabschiedet.

Chile weist mit 9,2 Millionen Tonnen nach Bolivien und Argentinien die weltweit drittgrößten Reserven des Leichtmetalls auf und ist mit einem Weltmarktanteil von 32 Prozent nach Australien der zweitgrößte Lithiumproduzent.

Überraschend kommt die Meldung von Corfo trotzdem, da es in der Vergangenheit immer wieder heftige Debatten um die Ausschreibung zur Förderung von Lithiumprodukten gab, an der auch ausländische Firmen teilnehmen durften.

Außerdem hatte erst im April das Oberste Gericht Chiles ein bereits 2018 unter Präsident Sebastian Piñera genehmigtes Lithiumförderprojekt in der Region Atacama gestoppt und ein Konsultationsverfahren mit der indigenen Lokalbevölkerung verlangt. Zudem war die nur wenige Wochen vor dem Regierungswechsel erfolgte Zusicherung der Abbau- und Vermarktungsrechte des wertvollen Minerals an zwei Megakonzernen durch Piñera gerichtlich außer Kraft gesetzt worden.