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Auf dem Weg in die USA verlieren immer mehr Migranten ihr Leben

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Migranten auf dem Weg in die USA in der Herberge La 72 in Mexiko
Migranten auf dem Weg in die USA in der Herberge La 72 in Mexiko

Washington. Vom Oktober 2021 bis heute sind 748 Migranten auf dem Weg in die USA ums Leben gekommen. Es sind 548 mehr als vor einem Jahr. Das meldete das US-Ministerium für Innere Sicherheit.

Die Gründe dafür sind die extreme Hitze beim Durchqueren von Wüstengebieten, Ertrinken bei Überqueren von Flüssen, tödliche Verletzungen bei Überwinden von Grenzanlagen sowie auch eine zunehmende Bereitschaft, gefährlichere Wege auf sich zu nehmen.

Allein in der letzten Woche hat die US-Grenzpolizei am Grenzfluss Rio Bravo acht Leichen entdeckt. Die Behörden sind der Meinung, dass die Zahl der Todesfälle über die 748 hinausgeht: "Dazu kommen die Todesfälle, die nicht von der Grenzpolizei dokumentiert, sondern von lokalen Behörden registriert werden", so ein Grenzpolizist.

Die Migranten, die es schaffen, lebend in den USA anzukommen, werden in Reisebussen von den südlichen Staaten nach Washington D.C. und New York gebracht. Von April dieses Jahres bis heute wurden 7.400 Migranten in die Hauptstadt und 2.000 nach New York gebracht. Die Regierungen der Bundesstaaten Texas und Arizona sind der Meinung, dass die Bundesregierung sich um die Migranten kümmern soll. Diese wiederum meint, dass dies eine Angelegenheit der jeweiligen regionalen Behörden sei.

"Damit wollen die Südstaaten sich von der Verantwortung für die Migration distanzieren. Es wurde eine Krise ausgelöst, für die niemand die Verantwortung tragen will", kommentiert das Migrant Solidarity Mutual Aid Network, eine Nichtregierungsorganisation, die die Migranten in Washington unterstützt.

Die NGO beklagt außerdem, nicht rechtzeitig über die Ankunft der Reisebusse informiert zu werden, sodass sie Unterkünfte, Essen und Betreuung nicht organisieren können. Hotels haben Schlafplätze für Migranten zur Verfügung gestellt. Dennoch schlafen immer noch viele in Bahnhöfen und öffentlichen Räumen.

Die lokalen Behörden sind mit der hohen Zahl von Migranten überfordert. Die Bürgermeisterin von Washington, Muriel Bowser, hat den "Humanitären Notstand" für die Hauptstadt erklärt und fordert den Einsatz der Nationalgarde bei der Bewältigung des massiven Zuzugs von Migranten. Das hat die Regierung von Präsident Joe Biden aber abgelehnt.

Die Lage hat sich verschärft, nachdem Biden die unter der Regierung von Donald Trump geschaffene "Order 42", abgeschafft hat. Diese erlaubte den US-Behörden, Migranten sofort nach Mexiko zurück zu schicken, mit der Begründung, damit eine Verbreitung von Covid-19 zu verhindern.

Die zunehmend schlechte Lage in ihren Herkunftsländern zwingt die Migranten auszuwandern. Am 31. August ist die achte Migranten-Karawane von Südmexiko Richtung USA gestartet. 600 Menschen erhoffen sich, ein Transitvisum von Mexiko zu bekommen.

Obwohl die Regierungen von Texas und Arizona behaupten, die Migranten seien freiwillig nach Washington, New York oder Chicago weitergefahren, sagen mehrere Migranten gegenüber Medien, dass ihnen bei der Ankunft in den USA ein Dokument zum Unterschreiben gegeben wurde, in dem sie sich verpflichten, sich auf die Reise nach Norden zu begeben.

Für die Mehrzahl der Migranten ist das Weiterreisen keine Hilfe: "Wir kamen nach Texas. Diese kostenlosen Reisebusse, um hierher zu kommen, waren das Einzige, das uns anboten wurde. Ich habe ihn genommen, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, aber jetzt weiß ich nicht, wie es weitergeht,“ klagte eine Migrantin aus Venezuela, die allein mit ihren zwei kleinen Kindern unterwegs ist.

Migranten aus lateinamerikanischen Ländern ‒ der größten Gruppe in den USA ‒ prangern indes an, dass Geflüchtete aus der Ukraine und Afghanistan Hilfsangebote und grundlegende Dienstleistungen von mehreren Bundesstaaten bekommen, um ihr Leben wieder aufzubauen, während sie lange in ungeklärten Verhältnissen allein gelassen werden.

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