Protest in Chile fordert Schließung von Kohlekraftwerken

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Die "Mujeres de Zona de Sacrificio Quintero - Puchuncaví en Resistencia" bei der Kundgebung vor dem Präsidentenpalast La Moneda in Chiles Hauptstadt Santiago
Die "Mujeres de Zona de Sacrificio Quintero - Puchuncaví en Resistencia" bei der Kundgebung vor dem Präsidentenpalast La Moneda in Chiles Hauptstadt Santiago

Santiago de Chile. In Chile haben Umweltaktivistinnen vor dem Regierungspalast La Moneda in der Hauptstadt Santiago einen Teilrückzug aus der Kohlekraft gefordert. Frauen der Umweltorganisation Mujeres en Zona de Sacrificio Quintero - Puchuncaví en Resistencia forderten die Schließung der Kohlekraftwerke in den Orten Quintero und Puchuncaví sowie der Raffinerie des staatlichen Bergbau-Unternehmens Codelco in Puerto Ventanas.

Vor einem Jahr gab es eine massive Vergiftungswelle in der Region Quintero-Puchuncaví. Über 1.000 Personen, viele davon Kinder, kamen mit Schwindel, Erbrechen, Ohnmacht und weiteren akuten Symptomen ins Krankenhaus. Die Ursache waren Vergiftungen durch Abgase aus den Kohlekraftwerken. Seitdem nennen die Chilenen die Region in Quintero und Puchuncaví "Zona de Sacrificio" (Opfer-Zone). Gemeint ist damit, dass die Gesundheit der Bevölkerung in der Region für die Industrie des Landes "aufgeopfert" wird.

In den 1960er Jahren hatten sich zahlreiche Unternehmen in der Küstenzone angesiedelt, unter ihnen der staatliche Kupferbergbaukonzern Codelco, das Erdölunternehmen Copec und das staatliche Mineralölunternehmen Enap. Heute werden die Kohlekraftwerke, Chemiebetriebe und erdölverarbeitenden Anlagen für die Luft-, Wasser und Bodenverschmutzung verantwortlich gemacht.

Auch der Abgeordnete Juan Ignacio Latorre, der den Protest begleitete, forderte Handeln von der Regierung: "Kein einziges Unternehmen wurde sanktioniert. Wir fordern die Schließung der Kohlekraftwerke und der Raffinerie von Codelco. Wir fordern, dass der chilenische Staat das Urteil des Obersten Gerichtshof und die Empfehlungen der Verteidigung der Kinderrechte respektiert."

Im Mai hatte der Oberste Gerichtshof in Santiago geurteilt, dass in Quintero, Ventanas und Puchuncaví fundamentale Rechte verletzt werden, wie das Recht auf Leben, auf Gesundheit und auf ein Leben in einer Umgebung ohne Verschmutzung. Einem Kinderrechtsbericht zufolge werden mindestens 17 Kinderrechte in der Region verletzt. Erst vor wenigen Wochen gab es eine erneute Vergiftungswelle, bei der 44 Personen erkrankten, 13 von ihnen waren minderjährig.