Humanitäre Krise: Gemeinden in Kolumbien fordern Maßnahmen der Regierung

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Demonstration in Buenaventura, wo die Zufahrt zum Hafen blockiert wurde
Demonstration in Buenaventura, wo die Zufahrt zum Hafen blockiert wurde

Buenaventura. Unter dem Motto "Kulturelle Begegnung für das Leben im Territorium" führen die Kommunitären Räte von Buenaventura Protestaktionen durch, um die schwierige humanitäre Situation anzuprangern, die die Gemeinden aufgrund der Gewalt paramilitärischer Gruppen erleben. Diese versuchen, das Gebiet an sich zu reißen und die Bewohner zu unterwerfen.

Die Räte der Gemeinden der neun Flüsse, die durch Buenaventura fließen, beklagen, dass sie Opfer von Verfolgung, Ermordung sozialer Anführer und Vertreibung aus ihren Gebieten durch paramilitärische Gruppen sind. Die Lage in der Region habe sich nicht verbessert. Trotz der von den Paramilitärs verkündeten sogenannten bilateralen Waffenstillstände hätten sich ihre Aktionen verstärkt.

Eine große Demonstration zog am 22. März vom Stadtrand von Buenaventura zum Hafen und blockierte die Hauptstraße. Die Demonstrierenden forderten die Anwesenheit von Vertretern des Hochkommissariats für den Frieden, des Innenministeriums und der Vizepräsidentschaft, um die Fragen im Zusammenhang mit der Politik des totalen Friedens und der bilateralen Waffenstillstände mit den verschiedenen Gruppen zu diskutieren und zu bewerten.

Am Tag darauf kamen Vertreter der Protestierenden und der Regierung zu einem Runden Tisch zusammen. Gemeindemitglieder, Vertreter lokaler Institutionen und der nationalen Regierung unter der Leitung der Vizeministerin für sozialen Dialog, Lilian Solano, nahmen teil. Die Anführer der Mobilisierung stellen klar, dass sich diese nicht gegen die Regierung von Präsident Gustavo Petro richtet, "sondern gegen die sich verschlechternden Bedingungen, die wirksam angegangen werden müssen, um sie zu lösen".

Beide Seiten einigten sich auf vier Hauptachsen, die jeweils konkrete umzusetzende Maßnahmen beinhalten: Prozess der Friedensverhandlungen, kollektive Schutzmaßnahmen, humanitäre Hilfe und kollektive Wiedergutmachung.

Die Forderungen der Gemeinschaften nach ihrer Beteiligung an der "Politik des totalen Friedens" werden immer lauter, da die Gewalt in den Territorien durch die paramilitärische Gruppen zunimmt. Deren Ziel es ist, illegale Pachten zu erhalten und das Gebiet gewaltsam zu kontrollieren. Übergriffe, Vertreibungen und die Ermordung von Anführern durch Gruppen wie die paramilitärische AGC und Dissidenten der früheren Farc-Guerilla haben zugenommen und belasten die afrokolumbianischen, indigenen, bäuerlichen Gemeinschaften und die demobilisierten Guerillamitglieder schwer.

Vor zwei Monaten hatten sich bereits die Gemeinden im Süden des Departamento Bolívar im Sektor Lizama mobilisiert und die Verfolgung ihrer Organisationen und Anführer durch den Paramilitarismus angeprangert. Sie trafen Vereinbarungen mit der nationalen Regierung, die diese jedoch nicht eingehalten habe.

Die indigene Bewegung erleidet weiterhin zahlreiche Angriffe, wie eine ihrer Sprecherinnen, Aida Quilcue, betont: "In diesem Jahr wurden im Schutzgebiet López Adentro im Cauca bereits fünf Menschen ermordet. Ich richte einen dringenden Aufruf an den kolumbianischen Staat, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um das Leben der indigenen Völker zu schützen und zu garantieren".

Auch in Mesetas im Departamento Meta wurden demobilisierte Farc-Mitglieder mit Vertreibung bedroht, was Rodrigo Londoño, den Vorsitzenden der Comunes-Partei, dazu veranlasste, sich zu äußern und den Schutz der Regierung zu fordern.

Die verschiedenen bilateralen Waffenstillstände werden nicht nur von der öffentlichen Meinung in Frage gestellt. Die Gemeinschaften fordern, in diese Abkommen einbezogen zu werden, denn sie sind der Auffassung, dass sich die Situation nicht verbessert, sondern verschlechtert hat, da sich die bewaffneten Gruppen ausgebreitet haben und stärker geworden sind.

Die Aussetzung des Waffenstillstands mit der AGC habe gezeigt, dass bessere Überprüfungsmechanismen, klare Regeln und Protokolle nötig sind, um sicherzustellen, dass der "totale Frieden" in den Regionen umgesetzt wird und nicht nur ein Diskurs der Regierenden ist.