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Präsident von Brasilien unterzeichnet Dekret für mehr indigene Schutzgebiete

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Indigenen-Ministerin Guajajara (li.), Präsident Lula und Funai-Präsidentin Joênia Wapichana bei der Abschlusszeremonie des Camps
Indigenen-Ministerin Guajajara (li.), Präsident Lula und Funai-Präsidentin Joênia Wapichana bei der Abschlusszeremonie des Camps

Brasília. Auf der Abschlussveranstaltung des jährlichen indigenen Protestcamps "Terra Livre" (Freies Land) hat Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sechs neue indigene Reservate demarkieren lassen.

Die aktuelle Regierung werde sich dafür einsetzen, die "größtmögliche Anzahl indigener Gebiete" abzugrenzen, so Lula. Er betonte, der Kampf für indigene Landrechte sei ein "Kampf für Respekt, Rechte und den Schutz unserer Natur und unseres Landes".

Für das indigene Volk Tremembé da Barra do Mundaú im Nordosten ist die Demarkierung ihres Landes ein emotionaler Moment: "Unsere Gemeinde würdigt unsere Vorfahren. Dies ist ein Anlass großer Freude, die Frucht eines langen Kampfes und auch eines Widerstandes, der uns mehr Kraft gibt, den Kampf für diejenigen fortzusetzen, die von uns gegangen sind, und für diejenigen, die kommen werden", so Herbênia Rosa, Anführerin der Tremembé.

Neben Demarkierungen möchte der linksgerichtete Präsident den Nationalen Rat für Indigenenpolitik (CNPI) neugründen und den Verwaltungsausschuss für die Nationale Politik zur Verwaltung des Territoriums und der Umwelt indigener Gebiete (PNGATI) schaffen.

Das Ziel dieser Institutionen sei es, den Schutz und die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen in indigenen Gebieten zu gewährleisten. Gleichzeitig soll die Lebensqualität indigener Gemeinschaften verbessert und die Integrität ihres materiellen und immateriellen Erbes garantiert werden.

Während der Zeremonie unterzeichnete Lula ein weiteres Dekret, welches der Nationalen Stiftung für indigene Völker (Funai) 12,3 Millionen Reais (mehr als zwei Millionen Euro) zur Verfügung stellt. Mit den finanziellen Mitteln soll insbesondere die Kapazität der Yanomami-Gemeinschaften zur Produktion von Nahrungsmitteln wiederhergestellt werden.

Der Prozess, indigenes Land als Schutzgebiete zu deklarieren, geriet seit 2018 unter den konservativen Regierungen von Michel Temer und Jair Bolsonaro zum Stillstand. Indigenen-Ministerin Sônia Guajajara kritisiert die vergangene Regierung des rechten Bolsonaro scharf: "In den letzten Jahren haben wir unter den Folgen einer Politik gelitten, die völlig auf die Verweigerung indigener Rechte ausgerichtet war, ohne einen einzigen Zentimeter Land zu demarkieren."

Aktuell befinden sich sechs weitere indigene Territorien im Prozess, als Schutzgebiete anerkannt zu werden. Brasilien hat bereits 732 geschützte indigene Reservate, die eine Gesamtfläche von 117 Millionen Hektar und somit 13,8 Prozent der Fläche Brasiliens ergeben.

Am Camp "Terra Livre" nahmen mehr als 6.000 Indigene teil. Die Protestveranstaltung fand seit 2004 zum 19. Mal in Brasiliens Hauptstadt statt, um auf indigene Rechte aufmerksam zu machen. Das Hauptthema des diesjährigen Events war das Recht auf Land unter dem Motto "Die Zukunft der Indigenen ist heute. Ohne Demarkierung gibt es keine Demokratie".