Lateinamerika empfängt Barbie mit rosa Tacos, Parodien und Protesten

Mexiko, Brasilien und Argentinien unter den höchsten Besucherzahlen des Hollywood-Films weltweit. Barbie wird auch bei Protesten eingesetzt

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"Barbie Dictadora" beim Protest in Perus Hauptstadt Lima
"Barbie Dictadora" beim Protest in Perus Hauptstadt Lima

Mexiko-Stadt et al. Lateinamerika schließt sich der Barbie-Welle mit Barbie-Tacos und sogar Barbie-Flugzeugen an. Der Film, bei dem Greta Gerwig Regie führt und in dem Margot Robbie und Ryan Gosling die Hauptrollen spielen, erreichte bei seiner Premiere am Wochenende in Mexiko den dritten Platz an den weltweiten Kinokassen. Brasilien und Argentinien gehören ebenfalls zu den Ländern mit den höchsten Besucherzahlen.

America Ferrera, eine kalifornische Schauspielerin honduranischer Abstammung, spielt auch in dem Film mit und hat nun ihre eigene Barbie-Puppe, die von dem Film inspiriert wurde. In ihren Stellungnahmen gegenüber Collider sagte sie: "Die Tatsache, dass es einen Barbie-Film gibt und dass die Geschichte sich verändert und erweitert hat, um uns in dieser ikonischen und kulturell dominanten Marke zu sehen, ist unerwartet und ich hätte nicht gedacht, dass ich ein Teil davon sein könnte".

Es wird berichtet, dass das Marketingbudget für den Film und die damit verbundenen Produkte die Produktionskosten von 150 Millionen Dollar überschritten hat.

In Lateinamerika sind Straßenverkäufer, Großunternehmen und politische Aktivisten auf die Barbie-Welle aufgesprungen. Ebenso die Präsidentschaftskandidatin Sandra Torres aus Guatemala von der sozialdemokratischen Partei UNE, die zum herrschenden "Pakt der Korrupten" gezählt wird.

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Taco Barbie in Mexiko-Stadt
Taco Barbie in Mexiko-Stadt

Von Mexiko bis Chile wurden alle Arten von Teigen aus Maismehl mit Rote-Bete-Saft oder künstlichen Farbstoffen rosa eingefärbt. Straßenverkäufer in Mexiko und Guatemala locken mit rosa Tacos, in El Salvador, Venezuela und Chile wird das Gleiche mit Pupusas und Arepas  - den gefüllten Teigtaschen aus Maismehl - gemacht.

"Barbie Tacos in Zone 10 unfassbar gut ... geh mit deinen besten Freunden oder deinen Liebsten nach dem Film hin, es lohnt sich!" heißt es etwa bei "dulccini" aus Mexiko-Stadt.

Die kleine salvadorianische Imbisskette Kuskatan bietet auch die blaue "Ken"-Version an: "Tauchen Sie ein in die Magie des Barbie-Films mit unseren pinken und hellblauen Pupusas. Wir warten auf dich bei Kukustan, um gemeinsam die Aufregung dieser erstaunlichen Premiere zu teilen. Nur für begrenzte Zeit! Komm und erlebe die Magie in jedem Bissen!"

Auch die großen Unternehmen wollen von Barbies Popularität profitieren. Die mexikanische Billigairline Volaris hat Margot Robbie als Barbie auf eines ihrer Flugzeuge gemalt. Auf TikTok wirbt sie für "Frauen als Barbie-Pilotinnen".

Der Film wurde von mexikanischen Feministinnen wie Julia Didriksson gelobt, die den Kinosaal "begeistert" verließ. Die afrokolumbianische feministische Aktivistin Carolina Benitez Mendoza fragte diejenigen, die den Film auf TikTok kritisierten, ob sie von dem Film "eine radikale, antirassistische und antikapitalistische Perspektive" erwartet hätten.

In Lima, Peru, wo Proteste gegen die Präsidentin Dina Boluarte stattfinden, die mit Todesopfern endeten und wo staatliche Kräfte beschuldigt werden, mehr als 60 Demonstranten erschossen zu haben, stellten Aktivisten eine Box mit der Aufschrift "Barbie-Diktatorin" (Barbie dictadora) auf, die Boluarte darstellt. Seitlich angebracht ist ein Schild mit der Aufschrift: "Zertifikat der Straffreiheit". Die Frau in der Box hält eine Pistole in der Hand, während Umstehende ihr zurufen: "Schieß, schieß!“

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Delia Quiroa aus Mexiko mit "Barbie Buscadora"
Delia Quiroa aus Mexiko mit "Barbie Buscadora"

Auch in Mexiko gibt es eine Aktivisten-Barbie. Nach Angaben von Amnesty International sind dort mehr als 110.000 Menschen als vermisst gemeldet, die meisten von ihnen sind Opfer von Drogenkartellen oder Entführungsbanden. Angesichts der Unwirksamkeit staatlicher Suchaktionen sind es vor allem Frauengruppen, die in der mexikanischen Tiefebene in geheimen Gräbern nach ihren Angehörigen suchen.

Eine Gruppe von Müttern, die nach ihren vermissten Angehörigen suchen, hat die "Suchende Barbie" (Barbie Buscadora) erfunden. Sie ist gekleidet, um nach geheimen Gräbern und ihren vermissten Angehörigen zu suchen, dessen Bild sie auf ihrem T-Shirt trägt. Delia Quiroa, die die Puppe geschaffen hat, sagte gegenüber Reportern: "Barbie soll alles sein, was ein Mensch sein will, aber dies ist eine Barbie, die niemand sein will. Sie ist das, was niemand will. Niemand will eine Suchende sein, niemand will nach einem Familienmitglied suchen."

Andere benutzen die Puppe, um sich über die Lebensbedingungen in den ärmsten Gegenden Lateinamerikas lustig zu machen. Unter den unzähligen Parodien auf TikTok ist eine mit dem Titel "Wenn sie 'Barbie' in meinem Viertel aufgenommen hätten" die beliebteste. Das Video zeigt überfüllte Minibusse, Probleme beim Kauf von Gas zum Kochen, Überschwemmungen und Unsicherheiten. Das Lied "Barbie Girl" von Aqua ist gemischt mit Cumbia.

Dieser Artikel von Melissa Vida ist zuerst bei Global Voices am 3. August erschienen