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Mord an Victor Jara in Chile: Hauptverdächtiger in den USA verhaftet, Auslieferung erwartet

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Barrientos bei seiner Verhaftung in Deltona, Florida
Barrientos bei seiner Verhaftung in Deltona, Florida

Deltona, Florida. Pedro Pablo Barrientos Núñez, ein des Mordes an Victor Jara Verdächtigter, ist am 5. Oktober in Deltona im US-Bundesstaat Florida verhaftet worden und sitzt jetzt in Auslieferungshaft.

Das Oberste Gericht Chiles hatte kürzlich die Verurteilung von sieben Beteiligten an dem Mord bestätigt und damit die Verhaftung eines der Hauptverdächtigen in den USA beschleunigt. Die Familienangehörigen Jaras und ihr Anwalt Nelson Caucoto sprechen von einem Sieg der Wahrheit und Gerechtigkeit.

Victor Jara war politisches und künstlerisches Symbol der sozialistischen Regierung der Unidad Popular von Präsident Salvador Allende. Er wurde am Tag nach dem Putsch zusammen mit Hunderten von Menschen an der Universidad Técnica del Estado, der heutigen Universität von Santiago de Chile, festgenommen, drei Tage gefoltert und schließlich ermordet. Die Autopsie zählte 44 Einschüsse und 56 Knochenbrüche am ganzen Körper.

Ende August verurteilte das Oberste Gericht in Chile in letzter Instanz sieben pensionierte Militärs wegen schwerer Entführung, Folter und Mord an Víctor Jara und an Littré Quiroga, dem ehemaligen Direktor der Gefängnisse, zu Haftstrafen zwischen zehn und 25 Jahren. Ein Verurteilter, Hernán Chacón Soto, beging kurz vor seiner Verhaftung Selbstmord und zwei weitere Verurteilte werden steckbrieflich gesucht, sie befinden sich auf der Flucht.

Littré Quiroga war zum Zeitpunkt des Putsches Nationaler Gefängnisdirektor. Er wandte sich an die Armee, um gegen den Staatsstreich zu protestieren. Kurz darauf wurde sein Büro durchsucht. Er wurde zum Panzerregiment Nummer zwei und am 13. September zum Estadio Chile gebracht, wo er von den Militärs gefoltert wurde. Seine Leiche wurde neben der von Jara und drei weiteren Personen am 16. September in der Nähe des städtischen Friedhofs gefunden.

Einer der Hauptverdächtigen, Pedro Barrientos, lebte in den USA auf freiem Fuß. Er wurde dort 2016 zwar wegen seiner Beteiligung an der Ermordung Jaras in einem Zivilverfahren von einem Geschworenengericht zu einer Zahlung von 28 Millionen US-Dollar an Angehörige Jaras verurteilt. Strafrechtlich belangt wurde Barrientos, der seit 1989 in den USA lebt und die Staatsbürgerschaft bekam, allerdings nicht. Er soll die Schüsse auf Jara abgegeben haben.

In Chile wird die Verhaftung Barrientos' begrüßt und man hofft nun auf seine baldige Auslieferung, um ihn anzuklagen. Laut Zeugenaussagen hat er sich mehrmals mit der Ermordung Jaras gebrüstet.

Rechtsanwalt Caucoto, der diesen Fall sowie hunderte weitere vor Gericht vertritt, erklärte dazu: "Die Auslieferung ist ein wichtiges Instrument gegen die Straflosigkeit, welches das internationale Rechtssystem zu diesem Zweck geschaffen hat. Barrientos muss ebenso verurteilt werden wie die anderen Militärs. Wir hoffen auf eine baldige Beendigung des Prozesses, um dieses Kapitel endgültig abzuschließen, damit Víctor y Littré zur letzten Ruhe kommen."

Die kürzlich Verurteilten wurden schon lange verdächtigt, verschleppten aber den Prozess, indem sie durch alle Instanzen Berufung einlegten. Auch verhinderten ihre Leugnungen und fehlende Beweise über Jahre einen Prozess. Ex-Leutnant Barrientos bestritt sogar, überhaupt in dem zum Gefängnis umfunktionierten Estadio Chile anwesend gewesen zu sein. Erst die Aussagen von zehn ehemaligen Soldaten führten zu seiner eindeutigen Identifizierung und zu Beweisen für seine Beteiligung an diesem Mord.

Ein Gericht in Florida entzog Barrientos am 14. Juli dieses Jahres die US-Staatsbürgerschaft auf der Grundlage einer vom Office of Immigration Litigation des Justizministeriums eingereichten Beschwerde. Es stellte fest, dass Barrientos in seinen Einwanderungsanträgen vorsätzlich wesentliche Tatsachen im Zusammenhang mit seinem Militärdienst verschwiegen hatte.