Tourismusprojekt in El Salvador: Beginnende Vertreibungen für Surf City

Präsident Bukele wirbt für "die besten Surfstrände der Welt". Für bisheriges Gemeindeland werden private Landtitel an internationale Investoren vergeben

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Weitere Tourismusprojekte wie Surf City I sind mit Vertreibungen verbunden
Weitere Tourismusprojekte wie Surf City I sind mit Vertreibungen verbunden

La Unión. Laut Gemeindevertretern haben sich die Konflikte um Land an der Pazifikküste im Westen von El Salvador verschärft. Vergangene Woche wurden zwei Familien von ihrem Land in der Gemeinde El Icacal im Departamento La Unión vertrieben. Dies erklärte Carlos Hernández, örtlicher Repräsentant der Indigenengewerkschaft Milpa (Movimiento Indigéna para la Articulación de las Luchas de los Pueblos Ancestrales de El Salvador) in einem Video. Die Räumungen sollen vom Friedensgericht des Landkreises Intipucá "zugunsten der Immobilien- und Tourismusunternehmen" juristisch abgesichert werden.

Aktuell befinde sich die Gemeinde unter dem Eindruck der Geschehnisse vergangener Woche und der weiterhin präsenten Polizei- und Armeekräfte. Die Situation sei "verschärft", erklärte Ángel Flores, Koordinator von Milpa für den Westen El Salvadors, gegenüber amerika21.

Hintergrund der aktuellen Lage ist der Konflikt um den geplanten Bau des Tourismusprojektes Surf City II sowie des Pazifikflughafens. Eine erste Surf City Anlage existiert bereits an der Küste etwa 40 Kilometer südlich der Hauptstadt San Salvador.

Bereits am 10. August war der Bruder von Hernández, José Omar Romero, festgenommen worden. Er wurde erst nach sechs Tagen Haft in einer Polizeikaserne wieder entlassen. Diese Festnahme steht laut Medienberichten nicht in direktem Zusammenhang mit den Aktivitäten der Gemeinde zur Verteidigung ihres Landes. Romero war vor der Polizei weggelaufen und habe sich der Festnahme widersetzt, weil er nach einer früheren vierjährigen Haftstrafe unter psychischen Problemen leide. Allerdings befürchten Gemeindemitglieder, dass "als nächstes Anführer der Bewegung verhaftet werden, da ihnen bereits im Rahmen des Ausnahmeregimes mit Verhaftung gedroht wurde".

Hernández sagte in einem Video, die Freilassung seines Bruders sei nur möglich gewesen durch die Unterstützung von Milpa und anderen Aktivisten, die den Fall in das Interesse der Medien gerückt hatten. Sein Bruder sei auf freiem Fuß und bekomme die notwendige medizinische Versorgung. Allerdings seien andere Gemeindemitglieder weiterhin in Haft.

Die 142 Kilomter westlich der Hauptstadt San Salvador gelegene Gemeinde El Icacal liegt genau gegenüber dem Strand von Punta Mango, wo das private Unternehmen Desarrollos Turísticos El Pacifico (DTEP) das Touristenzentrum Surf City II bauen möchte. Anwohner haben in der Vergangenheit schon mehrfach Übergriffe angeprangert. So seien im November vergangenen Jahres vermummte und bewaffnete Personen in die Gemeinde eingedrungen und hätten Anwohner unter Todesdrohungen aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen.

Seit Januar beschäftige das Unternehmen einen privaten Sicherheitsdienst, der die Anwohner daran hindere, ihr Land zu bestellen. Im Mai seien 100 Mangrovenbäume auf Gemeindeland von Unbefugten gefällt worden.

Für den Bau von Surf City II würden tausende Kleinbauern vertrieben werden, hieß es im August in den Medien. Außerdem bedrohe das Tourismusprojekt die Küstenfischerei. Laut Flores handelt es sich bei dem Land um Gemeindeland, für das aber nie Landtitel ausgestellt wurden. Es sei besorgniserregend, das internationale Unternehmen jetzt Landtitel ausgestellt bekämen, erklärte er gegenüber den Medien.

Die Regierung von El Salvador hat nach eigenen Angaben seit 2022 100 Millionen US-Dollar in das Tourismusprojekt investiert, vor allem für den Straßenbau. Präsident Nayib Bukele gehört zu den Unterstützern der Tourismusprojekte. Die Region sei von vorherigen Regierungen aufgegeben worden. Dort gäbe es die besten Surfstrände der Welt, aber keine befestigten Straßen, hatte der Staatschef gegenüber den Medien erklärt. Die Torurismusprojekte würden die Wirtschaft in der Region entwickeln.