Honduras: Urteile im Mordfall Berta Cáceres rechtskräftig

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COPINH fordert weiter, die Hintermänner des Mordes an Berta Cáceres zu verhaften
COPINH fordert weiter, die Hintermänner des Mordes an Berta Cáceres zu verhaften

Tegucigalpa. Acht Jahre und neun Monate nach dem Mord an der honduranischen Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres hat der Oberste Gerichtshof des Landes nun die Urteile gegen die Täter und den Mittelsmann, den ehemaligen Geschäftsführer des Energieunternehmens DESA, David Castillo, in letzter Instanz bestätigt.

Die Haftstrafen über 50 Jahre gegen vier Auftragskiller sowie den ehemaligen Sicherheitschef der DESA, Douglas Bustillo, und den zur Tatzeit aktiven Major der Armee, Mariano Diaz Chávez, bleiben damit bestehen. Sie waren Ende 2019 als sogenannte materielle Täter verurteilt worden. Den 2021 als Mittäter verurteilten Castillo hingegen erwartet eine Reduzierung seines ursprünglichen Strafmaßes von 22 Jahren und sechs Monaten.

Castillo war ursprünglich strafverschärfend zur Last gelegt worden, dass er das Vertrauen von Cáceres missbraucht und aus "ideologisch diskriminierenden" Motiven gegen die Verteidigerin der Rechte der indigenen Lenca gehandelt habe, die sich gegen das Wasserkraftwerk Agua Zarca zur Wehr setzten. Die Richter:innen der Strafkammer wollten diese Gründe für eine besondere Schwere der Tat nicht mehr erkennen.

Außerdem bestätigten sie das Urteil für Sergio Rodriguez nicht, einen weiteren DESA-Manager und Mittelsmann des Verbrechens. Sie überwiesen seinen Fall zur Entscheidung an das Plenum des Obersten Gerichtshofes.

"Diese beiden Entscheidungen haben nichts mit juristisch-technischen Fragen zu tun", betont Bertha Zúniga, Tochter von Berta Cáceres und heutige Koordinatorin des Zivilgesellschaftlichen Rates der Volks- und indigenen Organisationen von Honduras (COPINH) gegenüber amerika21: "Sie sind einzig und allein dem starkem Druck von außen auf den Gerichtshof geschuldet."

Das Anwaltsteam der Nebenklage befüchtet, dass Rodriguez' Beteiligung an dem Mord von der Mittäter- zur Komplizenschaft herabgestuft werden könnte, obwohl zweifelsfrei bewiesen sei, dass er durch Bezahlung und Bestechung von Informant:innen die Aufenthaltsorte von Cáceres auskundschaften ließ und damit den Mord ermöglicht hat.

Die Anwält:innen der Täter und Mittelsmänner hatten die Aufhebung aller Urteile beantragt.

Die Tatsache, dass die Justiz sich für die endgültige Entscheidung darüber Jahre lang Zeit ließ, sowie eine zunehmend intensive Medienkampagne zugunsten von Castillo und Rodríguez hatten COPINH und weitere Menschenrechtsorganisationen in Honduras beunruhigt und auch international für Kritik gesorgt.

COPINH äußerte sich zufrieden, dass die Justiz endlich "die kriminelle Struktur, die hinter der Ermordung von Cáceres steht" bestätigt habe und fordert weiter, gegen die geistigen Urheber vorzugehen.

Gegen den Finanzchef der DESA, Daniel Atala Midence war am 1.Dezember 2021 Haftbefehl erlassen worden. Er gilt seither als flüchtig. Weitere Vorstandsmitglieder aus der mächtigen Unternehmerfamilie Atala Zablah wurden bisher nicht belangt.

David Castillo war Mitte November 2024 in einem Prozess um den Fall eines Betrugs am Fluss Gualcarque zu weiteren fünf Jahren Haft verurteilt worden. Das Verfahren hatte ein korruptes Netzwerk aus staatlichen und privaten Unternehmen hinter der Konzession für das Wasserkraftwerk Agua Zarca aufgedeckt.