Estreito et al. Die zwischen den Bundesstaaten Maranhão und Tocantins gelegene Brücke Juscelino Kubitschek de Oliveira ist über den Fluss Tocantins eingestürzt. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben. Mehr als 16 Menschen sowie acht Fahrzeuge werden vermisst. Die Polizei und Autobahnbehörde haben Ermittlungen eingeleitet.
Das Unglück hat auch eine Umweltbelastung zur Folge. Zwei LKWs, die in den Fluss gestürzt sind, waren mit Schwefelsäure und Herbiziden beladen. Die Stoffe könnten den Fluss kontaminieren.
Rettungsmaßnahmen durch Taucher:innen seien laut Magnum Coelho, Oberst der örtlichen Feuerwehr, demnach erschwert und blieben vorerst aus. Behörden warnten die lokale Bevölkerung vor Kontakt mit Flusswasser wegen "großer Kontaminierungsgefahr".
Bereits vor dem Einsturz wiesen Berichte auf den prekären Zustand der Brücke, die in den 1960er Jahren gebaut wurde, hin. Risse und Sprünge in der Brücke hätten bereits erste Indizien gegeben, dass sie nicht mehr die Menge an schweren Lastwagen aushalten würde.
Elias Junior, Stadtrat aus Aguiarnópolis, nahm eine Beschwerde über die mangelnde Instandhaltung und Nachlässigkeit der Brücke auf und war in dem Moment vor Ort, als die Brücke einzustürzen begann.
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Die dem Verkehrsministerium unterstellte Nationale Abteilung für Infrastruktur (DNIT) erklärte, sie werde die Situation bewerten und die möglichen Ursachen des Unfalls untersuchen. Jedoch soll die Verfassung der Brücke seit 2019 bekannt gewesen sein. Zwischen 2021 und 2023 hätte DNIT zwar Reparaturarbeiten durchgeführt, dennoch verblieb die Brücke weiterhin in einem sanierungsbedürftigen Zustand.
Fabio Ribeiro, Professor für Bauingenieurwesen an der Bundesuniversität Tocantins, sieht den Unfall als Ergebnis einer Reihe von Fehlern. "Man kann nicht sagen, dass es nicht bekannt war. Wir haben in Brasilien ein großes Problem, wenn es um die Inspektion von Brücken geht. Es wird nicht richtig gemacht. Wenn es gemacht wird, fällt es oft unter das Budget und die Reparaturen werden nicht ausgeführt."
Für die Doktorandin in Agrarsoziologie Gilvânia Ferreira ist der Einsturz der Brücke ein Warnsignal, "dass diese Infrastrukturen überwacht werden müssen, dass man sich um sie kümmern und sich für sie engagieren muss, vor allem aber auch für die Bevölkerung, damit es nicht zu weiteren Unfällen kommt."
Laut dem Agrarökologischen Netzwerk Maranhão steht der Einsturz der Brücke im direkten Zusammenhang mit dem wachsenden Agrobusiness in den Bundesstaaten Piauí, Bahia, aber auch Maranhão und Tocantins. Die Brücke lag auf der Route für die Pestizidimporte. Auch Ferreira teilt diese Sichtweise. Das starke Wachstum des Agrobusiness in der Region habe die Brücke durch erhöhten Güterverkehr überlastet.