Ecuador vergibt neuen Vertrag zur Ölförderung im Amazonasgebiet

Regierung Noboa verteidigt Vereinbarung mit ausländischem Konsortium. Kritik von Opposition und Indigenenverband. Vorwürfe der Vetternwirtschaft

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Ministerin Inés Manzano (Bildmitte) bei der Pressekonferenz zum neuen Erdölvertrag
Ministerin Inés Manzano (Bildmitte) bei der Pressekonferenz zum neuen Erdölvertrag

Quito. Knapp einen Monat vor der Stichwahl um das Präsidentenamt am 13. April hat die ecuadorianische Regierung von Präsident Daniel Noboa einen neuen Ölvertrag vergeben. Den Zuschlag erhielt die Amodaimi-Oil Company S.L., deren Eigentümer ein Konsortium aus der chinesischen Sinopec und der kanadischen New Status Energy ist. Das gab Energie- und Bergbauministern Inés Manzano auf einer Pressekonferenz bekannt.

Der Vertrag über das in der Amazonasprovinz Orellana im Osten des Landes liegende Sacha-Feld soll eine Laufzeit von 20 Jahren haben. Der ecuadorianische Staat erhält hierfür eine Vorauszahlung von 1,5 Milliarden US-Dollar. Ziel sei es, die Ölproduktion von derzeit 77.000 Barrel pro Tag auf über 100.000 zu steigern. Von den Einnahmen soll der Staat nach Angaben von Guillermo Ferreira, Vizeminister für Kohlenwasserstoff, etwa 82 Prozent erhalten, bei einem Durchschnittspreis von 62 Dollar pro Barrel.

Manzano betonte, dass das Sacha-Feld weder verkauft noch privatisiert, sondern lediglich mit größerer Effizienz betrieben werde. "Es wurde gesagt, dass Sacha das Kronjuwel des lokalen Ölsektors ist, aber ich muss leider sagen, dass es eine rostige Krone ist und die Juwelen poliert werden müssen", sagte die Ministerin.

Kritik an dem Vorhaben kommt von Gewerkschaften und der Opposition. Luisa González, Präsidentschaftskandidatin der Partei Bürgerrevolution, erklärte in einem Interview, dass sie im Falle ihres Wahlsiegs den Konzessionsvertrag rückgängig machen werde. Sie kritisierte, dass die Vereinbarung rechtswidrig getroffen wurde und versicherte, dass sie die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen der Ecuadorianer nicht zulassen werde. "Wir werden sie auflösen, wir werden sie rückgängig machen, denn wir werden die Ressourcen der Ecuadorianer nicht preisgeben, wenn hier ein Vertrag unter Missachtung des Gesetzes abgeschlossen wurde", sagte Gonzáles. Weiter warnte sie, dass im Vertrag internationale Schiedsklauseln vorgesehen seien, die nach der ecuadorianischen Verfassung verboten sind.

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Bei einer Bürgerversammlung am vergangenen Donnerstag gab der Präsident des Gewerkschaftsdachverbandes (FUT), José Villavicencio bekannt, dass man die oberste Kontrollbehörde um eine Sonderprüfung des Vergabeverfahrens bitten werde. Darüber hinaus forderte er ein Amtsenthebungsverfahren gegen Energieministerin Manzano. Diejenigen, die von dem Vertrag profitieren würden, seien am Ende Präsident Noboa und seine Familie, so Villavicencio. Damit spielt der Gewerkschafter auf angebliche Verbindungen zwischen der Amodaimi-Oil und Isabel Noboa, der Tante des Präsidenten, an. Es sei nicht das erste Mal, dass Familienmitglieder des Präsidenten durch öffentliche Aufträge profitieren sollten. Noboa selbst bestreitet die Vorwürfe.

Der Generalsekretär der Arbeiter in Energie- und Erdölunternehmen, David Almeida, bezeichnete die Vereinbarung als "den schlimmsten Öl-Raub der Neuzeit". Er kritisierte, dass der gesamte Vergabeprozess im Verborgenen ohne Ausschreibung stattgefunden habe: "Wenn die Vergabe des Sacha-Feldes so wichtig für das Land ist, warum haben sie es dann heimlich gemacht, warum haben sie es, wenn Wahlkampf ist, nicht mit großem Tamtam gemacht und die Vorteile für das ecuadorianische Volk erklärt?"

Auch der Indigenendachverband Conaie lehnt den Vertrag ab. Ihr Vorsitzender Leonida Iza kritisiert in einem auf seinem X-Profil veröffentlichten Video unter anderem das fehlende Vergabeverfahren und die mangelnde Transparenz: "Ein weiterer Skandal, eine weitere Verhöhnung, in der eine Familienoligarchie in der Regierung Ecuadors herrscht." Angesichts dessen fordert die Conaie einen Plan zur Verteidigung des Sacha-Feldes. Dieser sieht die sofortige Aussetzung des Vertrags, die Untersuchung durch Generalstaatsanwaltschaft und Rechnungshof sowie die Entlassung von Energieministerin Manzano und Verteidigungsminister Gian Carlo Loffredo vor. Darüber hinaus rief Iza die Gesellschaft auf, ihre Aktionen zu koordinieren. "Wir werden nie aufhören, Ecuador zu verteidigen. Präsident Noboa hat wenig Bereitschaft gezeigt, etwas für das Land zu tun, aber zu viel, um es auszuplündern", schloss Iza.

In der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen war Iza mit 5,25 Prozent Dritter hinter Präsident Noboa und Herausforderin González geworden. Angesichts des geringen Abstandes der beiden in der ersten Runde von 18.000 Stimmen, könnte die Unterstützung durch Iza und die Conaie wahlentscheidend sein. Bislang hat der Indigenenverband nicht zur Wahl für einen der verbliebenen Kandidaten aufgerufen, Iza hatte eine Unterstützung Noboas aber zuletzt ausgeschlossen.