Buenos Aires. Ein heftiger Wintereinbruch hat Patagonien für kurze Zeit zu einer der kältesten bewohnten Regionen der Erde gemacht. In den Anden im Süden Argentiniens wurden Temperaturen von bis zu –17 Grad Celsius gemessen. Damit lag Patagonien sogar knapp unter den Werten aus Grönland (–16 Grad Celsius), das normalerweise zu den kältesten bewohnten Regionen der Welt zählt. Die Daten stammen von der Plattform Zoom Earth, die globale Wetterdaten in Echtzeit über Satelliten erfasst.
Laut dem argentinischen Nachrichtendienst Infobae wurden am Wochenende in der Provinz Chubut während der Morgenstunden Temperaturen von bis zu –17,2 Grad Celsius registriert. Menschen vor Ort berichteten sogar von Temperaturen um –18,4 Grad Celsius, etwa in Maquinchao in der Provinz Río Negro und in Neuquén. Viele Gewässer froren aufgrund der Kälte ein, darunter auch ein 30 Meter hoher Wasserfall.
Die Region, bekannt für ihre spektakulären Landschaften, Gletscher und Weite, liegt im äußersten Süden Argentiniens und bildet gemeinsam mit Teilen Chiles das geografische Gebiet Patagonien. Die extremen Temperaturen wurden dort in Gebirgslagen der Anden registriert. Normalerweise sind die Winter in Patagonien kalt, aber nicht außergewöhnlich extrem. Je nach Region liegen die durchschnittlichen Wintertemperaturen zwischen –2 und +6 Grad Celsius. Die jetzigen Werte stellen daher einen Ausnahmefall dar.
Keine Werbung, keine Paywall, aber trotzdem Nachrichten aus Lateinamerika?
Das geht nur mit den Spenden unserer Leserinnen und Leser. Unterstützen Sie uns jetzt.
Die extreme Kälte ist Teil einer landesweiten Kältewelle, die fast ganz Argentinien erfasst hat. Laut dem argentinischen Wetterdienst sollte die arktische Luftmasse das Land noch mehrere Tage begleiten. In der zentralen Region und im Süden bleiben die Temperaturen auch tagsüber unter dem Gefrierpunkt. In höheren Lagen kann es weiterhin zu Schneefall und Frost kommen. Besonders gefährdet sind ländliche Gebiete mit schlechter Energieversorgung. Gesundheitsbehörden rufen zur Vorsicht auf, insbesondere für Risikogruppen wie Kinder und ältere Menschen.
Bisher wurden 63 Todesfälle von obdachlosen Personen im Zusammenhang mit der Kälte gemeldet. Die Vertretung von Obdachlosen im Abgeordnetenhaus und eine Forschungsgruppe der Fakultät für Psychologie der UBA warnen vor dem Anstieg von Obdachlosigkeit in Argentinien und der fehlenden Reaktion des Staates auf dieses Problem. Sie nennen die Strategie von Präsident Javier Milei "Hungerpolitik", da sie die Grundversorgung der Ärmsten nicht leistet. Organisationen, die Obdachlose unterstützen, haben in den letzten Tagen ihre Programme zur Verteilung von Lebensmitteln und Decken intensiviert und ihre Schlafstellen in einen Notstand versetzt.
Zu den dauerhaft kältesten bewohnten Orten der Erde zählen Oimjakon in Sibirien, wo regelmäßig Temperaturen unter –50 Grad Celsius gemessen werden, und Verkhoyansk, ebenfalls in Russland. Auch Grönland, Nordkanada und Teile der Antarktis gehören zu den kältesten Regionen weltweit.