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Venezuela rüstet sich für möglichen Angriff der USA

Maduro lässt Militär, Polizei und Miliz mobilisieren. Venezuelas UN-Botschafter warnt vor wachsender Präsenz der USA in der Karibik

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"Kennst du die 4 Phasen des Planes Independencia200?" Auch über soziale Netzwerke informiert das Verteidigungsministerium
"Kennst du die 4 Phasen des Planes Independencia200?" Auch über soziale Netzwerke informiert das Verteidigungsministerium

Caracas/New York. Die venezolanische Regierung warnt vor einer drohenden militärischen Aggression der Vereinigten Staaten. Präsident Nicolás Maduro ließ angesichts der Drohgebärden der USA vergangene Woche landesweit Verteidigungsmaßnahmen aktivieren. Am Freitag informierte Venezuelas Vertreter bei den Vereinten Nationen, Samuel Moncada, bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York über die wachsende militärische Präsenz der USA in der Karibik.

Laut Moncada sind im Karibischen Meer inzwischen mehr als 10.000 US-Soldaten sowie Kriegsschiffe, Kampfflugzeuge und ein Atom-U-Boot zusammengezogen worden. Caracas bezeichnet die Mobilisierung von US-Streitkräften vor seiner Haustür als direkte Bedrohung der nationalen Souveränität.

Moncada erklärte vor dem Sicherheitsrat, die USA bereiteten eine Aggression unter dem Vorwand der Selbstverteidigung vor. Er sprach von einer "gefährlichen Eskalation" und verwies auf die jüngsten Bombardierungen von vier Schiffen vor der Küste Venezuelas, bei denen mindestens 21 unbewaffnete Zivilpersonen getötet worden seien. Diese Angriffe seien als "außergerichtliche Hinrichtungen" zu betrachten und Venezuela fordere eine unabhängige Untersuchung.

Zugleich warf Moncada den Vereinigten Staaten eine Desinformationskampagne vor, die darauf abziele, Venezuela als Bedrohung darzustellen und einen Angriff zu legitimieren. "Die Handlungen und die kriegerische Rhetorik der US-Regierung deuten objektiv darauf hin, dass wir uns in einer Situation befinden, in der wir vernünftigerweise annehmen müssen, dass in sehr kurzer Zeit ein bewaffneter Angriff gegen Venezuela durchgeführt wird", sagte Moncada vor dem UN-Gremium.

Die Regierung in Caracas reagierte mit der umfassenden Militärübung "Independencia 200", in deren Rahmen Mitglieder der Nationalen Bolivarischen Streitkräfte (FANB), der Polizei sowie zivilgesellschaftlicher Organisationen mobilisiert werden. Dazu wurden die sogenannten "integralen Verteidigungszonen" in mehreren strategisch wichtigen Bundesstaaten aktiviert. Dort arbeiten Militär, Bolivarische Miliz, Polizei und lokale Gemeinschaften gemeinsam an Kommunikations- und Koordinationssystemen, um im Falle eines Angriffs schnell reagieren zu können. Ziel sei es laut der Regierung, die operative Leistungsfähigkeit und die Koordination der verschiedenen Einheiten zu testen, um die "territoriale Integrität und Souveränität" zu schützen.

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Innenminister Diosdado Cabello erklärte im Zusammenhang mit der Übung, Venezuela sei ein "Land des Friedens", werde sich aber entschlossen verteidigen. Er betonte, die Mobilisierungen seien eine notwendige Antwort auf die Bedrohung durch die USA.

In Venezuelas geltender Verteidigungsdoktrin, die unter dem früheren Präsidenten Hugo Chávez entwickelt wurde, ist explizit vorgesehen, dass bei einem äußeren Angriff nicht nur die regulären Streitkräfte, sondern auch die Bolivarische Miliz in den Kampf eingreifen würde. Diese umfasst Hunderttausende Freiwillige aus der Zivilbevölkerung, die eine militärische Grundausbildung erhalten haben und in jedem Bundesstaat organisiert sind. Die "Bolivarische Verteidigungsdoktrin" setzt somit auf ein Konzept der "Volksverteidigung" und der asymmetrischen Kriegsführung. Ein militärisch überlegener Angreifer müsste mit dezentralem, auf Guerilla-Taktiken basierendem Widerstand rechnen.

In diesem Zusammenhang sind Stellungnahmen verschiedener venezolanischer Basisorganisationen zu lesen, die in den letzten Tagen ihre Kampfbereitschaft bekräftigten. So erklärte etwa die politisch einflussreiche Kommune El Panal, ein Zusammenschluss von mehreren lokalen Kommunalräten in der Hauptstadt, es müsse "jedes Viertel, jede Schule, jeder Arbeitsplatz in eine Bastion der Verteidigung des Lebens und der Souveränität" verwandelt werden.

Die jüngsten Entwicklungen markieren eine deutliche Verschärfung der Spannungen zwischen Venezuela und den USA. Während Venezuela seine militärische Verteidigungsfähigkeit demonstriert und internationale Unterstützung sucht, bleibt angesichts unklarer Äußerungen von US-Präsident Donald Trump unklar, ob die USA tatsächlich eine militärische Operation planen oder ob die Drohkulisse Teil einer politischen Strategie ist, um den Druck auf die Regierung Maduros weiter zu erhöhen.