Gute Zensur, schlechte Zensur

In Venezuela führt die Verlegung des Sendeplatzes für "Die Simpsons" zu Protest. Bei uns wird sogar die Zensur akzeptiert

Nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima und dem NATO-Krieg gegen Libyen reißen die Negativmeldungen nicht ab. Statt dem Fernsehpublikum eine kleine Auszeit zu gönnen, greift nun auch noch die Zensur um sich. Angesichts der wiederkehrenden Persiflage auf die Atomwirtschaft in der US-Zeichentrickserie "Die Simpsons" werden TV-Sender in Deutschland, Österreich und der Schweiz mindestens eine Folge zensieren. Darin geht es nach Medienberichten um Kernschmelze und den Strahlentod der Atomphysiker Marie and Pierre Curie. Das Schweizer Fernsehen (SF), der deutsche Privatsender ProSieben und auch der österreichische ORF werden die Folge nicht zeigen.

Müssen wir uns nun Sorgen um die Mediendemokratie im deutschsprachigen Raum machen? Als in Venezuela im Frühjahr 2008 der Sendeplatz für die Comicserie aus Jugendschutzgründen auf einen späteren Zeitpunkt verlegt wurde, war der Aufschrei in der hiesigen Presse laut. Von Zensur war die Rede. Und vom Verbot der Serie durch Staatschef Hugo Chávez. Dabei hatte die Kontrollbehörde CONATEL einen Privatsender lediglich aufgefordert, den Sendeplatz zu ändern.

Anders als 2008 empören sich die Medien im deutschsprachigen Raum jetzt nicht. Klagen über "Zensur" oder "vorauseilenden Gehorsam" der Sender? Fehlanzeige! So dient der Umgang mit der US-Serie als weiteres Beispiel für die Vorurteile im Blick auf den Süden. Hier gibt es gute Zensur, dort schlechte.