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Bolivien: Haftbefehl gegen rechten Ex-Präsidentschaftskandidaten

Lyon/La Paz. Boliviens Justiz macht auch vor großen Namen nicht halt. Am Dienstag veröffentlichte die internationale Strafverfolgungsbehörde Interpol mit Sitz im französischen Lyon auf ihrer Internetseite Foto und Daten des ehemaligen Präfekten des zentralbolivianischen Departamentos Cochabamba, Manfred Reyes Villa, der bei den Präsidentschaftswahlen 2002 und 2009 erfolglos ins Rennen gegangen war.

Gegen den aktuell in den USA lebenden Reyes, der wegen seiner zahlreichen Geschenke und Gefallen an politische Freunde den Spitznamen "El Bombón" erhielt, liegt demnach ein internationaler Haftbefehl wegen Betrugs vor.

Gegen Reyes, der von 1993 bis 2000 Bürgermeister von Cochabamba und von 2006 und 2008 Präfekt des gleichnamigen Departements war, laufen ein Duzend Verfahren wegen Veruntreuung von Steuergeldern, Vorteilsnahme, Korruption und Betrug. Aufgrund dieser Vorwürfe hatte Richter Ever Richard Veizaga Ayala den Haftbefehl bei Interpol erwirkt.

Der 56-jährige Ex-Militär Reyes, der seine Ausbildung an der umstrittenen School of the Americas der US-Armee erhielt, war nach seiner Wahlniederlage am 15. Dezember 2009 über die grüne Grenze nach Peru geflohen, von wo er per Flugzeug in die USA nach Miami flog. In den Vereinigten Staaten hat sich Reyes, der sein Amt als Präfekt durch ein Abwahlreferendum 2008 aufgeben musste, als "Verfolgter der Regierung Morales" erklärt und politisches Asyl beantragt.