Nordosten Brasiliens: Schmelzen die Plastikzisternen in der Sonne?

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Deformierte Plastikzisterne
Deformierte Plastikzisterne im brasilianischen Nordosten: War es die Sonne oder nur ein Produktionsfehler?

Brasília. Um neue Regenwasserzisternen für eine Million arme Haushalte im halbtrockenen brasilianischen Nordosten gibt es erneuten Ärger: Anwohner berichten, die Plastikzisternen hielten dem Klima in der Region nicht stand. So würden die Behälter in der Sonne schmelzen. Dies berichtet der Vertreter der brasilianischen Landpastorale Comissão Pastoral da Terra (CPT), Roberto Malvezzi, gegenüber der Zeitung Correio da Cidadania. Demnach hätten in der Gemeinde Cedro im Bundesstaat Ceará die "Plastikzisternen, für die die Regierung eine Lebensdauer von 15 Jahren angekündigt hatte, nicht einmal drei Monate der Sonne und den Regengüssen im Sertão standgehalten".

Die über die sozialen Netzwerke verbreiteten Fotos zeigen die 5.000 Reais teuren (umgerechnet knapp 2.200 Euro) Wasserspeicher in stark deformiertem Zustand. Die für die Verteilung der Zisternen zuständige staatliche Firma bezeichnete die Verformung als vereinzelte Produktionsfehler, berichtet das zivilgesellschaftliche Netzwerk ASA. Nur zwei der 3.000 bereits ausgelieferten Zisternen aus Polyethylen wiesen demnach diese Deformationen auf und seien bereits ausgetauscht worden.

Erst Ende vergangenen Jahres hatte die brasilianische Bundesregierung die Plastikzisterne als Neuerung eingeführt, was von der Zivilgesellschaft und Basisgruppen im brasilianischen Nordosten kritisiert worden war. Die im Netzwerk "Artikulation des Semi-Árido" (ASA) zusammengeschlossenen über tausend Gruppen hatten in der Vergangenheit mit den vormaligen Bundesmitteln von lokalem Handwerk und begleitet von Bildungsarbeit im trockenen Nordosten knapp 400.000 Zisternen gebaut. Ende 2011 hatte die Regierung von Präsidentin Dilma Rousseff jedoch entschieden, dass zur Erreichung des Ziels, eine Million Menschen im Nordosten mit Regenwasserspeicher zu versorgen, die Zisternen aus Plastik der effektivere Weg sei.

Der brasilianische Nordosten ist eine halb-trockene (semi-aride) Region, in der vier Monate Regenzeit auf acht Monate Trockenheit folgen. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft im Nordosten lebt mit der Dürre und bevorzugt lokal angepasste Maßnahmen im Rahmen ihres Convivência-Konzeptes, des 'Zusammenlebens mit der halbtrockenen Region'. Die Plastikzisterne widerspricht diesem Convivência-Konzept, so das ASA-Netzwerk.