Haiti / Militär

Tödliche Proteste gegen UN-Truppe in Haiti

Soldaten der MINUSTAH-Mission erschießen zwei Demonstranten in Cap Haïtien. Militarisierung des Landes sorgte wiederholt für Konflikte

10-11-16-policedemo03photologanabassi.jpg

Stabilisierung?- Ausbildungslehrgang bei der MINUSTAH
Stabilisierung?- Ausbildungslehrgang bei der MINUSTAH

Cap Haïtien. In Haiti ist es zum wiederholten Mal zu tödlichen Angriffen der UNO-Truppe MINUSTAH gegen die zivile Bevölkerung des Karibikstaates gekommen. Der Zwischenfall am Montag ereignete sich in der nordhaitianischen Küstenmetropole Cap Haïtien bei Protesten gegen die sozialen Probleme und die Präsenz der UNO-Blauhelmtruppe. Hintergrund ist auch eine in Haiti wütende Cholera-Epidemie.

Nach Berichten lokaler Medien kam es zu Zusammenstößen zwischen Protestteilnehmern und ausländischen UNO-Soldaten. Dabei wurden zwei Demonstranten erschossen, mindestens drei erlitten Schussverletzungen. Der Protest richtete sich gegen eine UNO-Einheit, die nach Befürchtungen der lokalen Bevölkerung eine derzeit in Haiti herrschende Cholera-Seuche eingeschleppt haben könnte. Erste Untersuchungen scheinen diese Vermutung nun zu bestätigen, heißt es in Berichten internationaler Nachrichtenagenturen. Der Fall könnte die ohnehin bestehenden Proteste gegen die Militarisierung Haitis weiter anheizen.

Die Art der Demonstrationen lasse darauf schließen, dass diese angesichts des laufenden Wahlkampfes politisch motiviert seien, hieß es in einer Erklärung der UN-Truppe. Die MINUSTAH forderte die Haitianer auf, sich nicht manipulieren zu lassen "und die Demokratie nicht zu gefährden".

Der haitianische Gewerkschafter Eddy Lucien teilt diese Position nicht. "Es wird bei solchen Protesten immer wieder behauptet, dass obskure Interessen dahinter stehen", sagte er am heutigen Dienstag während eines Besuches in Berlin. Luciens Meinung nach setzen die jüngsten Demonstrationen eine Reihe von Protesten in Haiti fort. Dafür gebe es drei Gründe: "Die Verschlechterung der sozialen Lage, auch unter der MINUSTAH, der Kampf gegen die Besatzung durch ausländische Militärs und die Befürchtung, dass die UNO-Soldaten die tödliche Cholera nach Haiti eingeschleppt haben", so Lucien im Gespräch mit amerika21.de.

Die MINUSTAH ist seit 2004 in Haiti stationiert. Ihre Truppenstärke wurde mehrfach aufgestockt. Derzeit sind rund 13.000 Soldaten und Polizisten im Einsatz.