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Venezuela als "Zimbabwe Lateinamerikas"

Wikileaks und Lateinamerika: Angaben über angestrebte Isolierung Venezuelas decken sich mit diplomatischen Aussagen. Botschaft verfolgt Protestpotential

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Auf Mission: US-Diplomat Valenzuela mit Uruguays Außenminister Luis Almagro
Auf Mission: US-Diplomat Valenzuela (li.) mit Uruguays Außenminister Luis Almagro

Caracas/Washington. Nach Berichten der spanischen Tageszeitung El País finden sich in den am Sonntag veröffentlichten Wikileaks-Dokumenten strategische Positionen von US-Diplomaten, nach denen Venezuela in Lateinamerika diplomatisch isoliert werden soll. Eine genaue Angabe der Dokumente lieferte das Blatt jedoch nicht.

El País ist neben der New York Times, dem Magazin Der Spiegel, der Le Monde und der Zeitung The Guardian einer der Medienpartner von Wikileaks und hat Zugriff auf alle gut 250.000 Dokumente.

Die von El País veröffentlichten Aussagen decken sich weitestgehend mit Äußerungen des Lateinamerika-Beauftragen der US-Regierung, Arturo Valenzuela, zur Politik seines Landes gegenüber dem Süden des Kontinents. So hatten die USA zuletzt beim Gipfel der Organisation Amerikanischer Staaten im Juni 2010 ihren Willen bekräftigt, sich den "moderaten Linksregierung" des Subkontinents anzunähern, um gleichzeitig Venezuela, Ecuador und Bolivien regional zu isolieren.  

Im Zusammenhang mit den Wikileaks-Veröffentlichungen sorgte zudem die Wiedergabe eines Gesprächs zwischen dem französischen Diplomaten Jean-David Lévitte und dem US-Diplomaten Phillip Gordon für Aufsehen. In der Zusammenfassung des Gesprächs vom 19. September 2009 soll Lévitte nach Angaben der britischen Tageszeitung The Guardian den venezolanischen Präsidenten Chávez als "verrückt" bezeichnet haben. Chávez mache "eines der reichsten Länder des Kontinents zu einem neuen Zimbabwe." Paris dementierte den Bericht inzwischen.

Die Wikileaks-Dokumente sollen nach Angaben von Telesur 2340 Depeschen der US-amerikanischen Botschaft in Caracas an das State Department umfassen. Von der angekündigten Veröffentlichung von 46 Geheimdokumenten und 1950 vertraulichen Depeschen versprechen sich venezolanische Medien auch Hinweise auf mögliche Verwicklungen der US-Regierung in den versuchten Staatsstreich im April 2002.

Öffentlich zugänglich ist auf Wikileaks im Zusammenhang mit Venezuela bisher nur ein Dokument, in dem die US-Botschaft in Caracas den angeblichen Verfall des öffentlichen Gesundheitswesens durch das medizinische Nothilfeprogramm Barrio Adentro beschreibt - und dabei das Protestpotential der venezolanischen Ärzteschaft andeutet.

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