Venezuela

Starker Bolívar löst aktuellen Bolívar ab

Venezuela bereitet sich auf die Währungsumstellung zum 1. Januar 2008 vor

Caracas. In Venezuela steht eine Währungsumstellung an, die am 1. Januar 2008 in Kraft treten wird. Am Stichtag verliert der Bolívar seine letzten drei Nullen, das heißt: aus 1000 Bolívares wird einer; aus 2500 Bolívares werden in 2,50 Bolívares konvertiert. Kurzum alle Preise und Gehälter werden durch tausend geteilt.

Um die Leute auf die Umstellung vorzubereiten, müssen die Geschäfte ab dem 1. Oktober alle Waren im aktuellen und zukünftigen Wert auszeichnen. Die neue Währung heißt vorübergehend im innervenezolanischen Sprachgebrauch "Bolívar fuerte" (starker Bolívar) und wird mit BsF abgekürzt. Im internationalen Handel behält die Währung ihre alte Bezeichnung "Bolívar" und die Abkürzung Bs bei. Sobald keine alten Scheine und Münzen mehr zirkulieren, soll auch die Bezeichnung "Bolívar fuerte" wieder verschwinden.

Die Währungsumstellung geht einher mit dem Neudruck von Geldscheinen und Münzen. Ab dem 1. Januar 2008 werden Münzen in den Werten 1, 5, 10, 50 Céntimos sowie einen Bolívar kursieren. Hinzu kommt die 12,5 Céntimo-Münze. Die Scheine werden in Werten von 2, 5, 10, 20, 50 und 100 Bolívares gedruckt. Die alten Geldstücke und -scheine tauscht die venezolanische Zentralbank auch nach dem Ende der Übergangszeit um.

Mit der Umstellung führt die venezolanische Regierung einen Zustand herbei, der bereits vor einigen Jahrzehnten existierte. Die aus jener Epoche stammenden Münzen und Scheine werden aber als Zahlungsmittel nicht mehr akzeptiert, sie sind ungültig.

Die Umstellung bedeutet nicht, daß sich auch der Umtauschkurs verändert. Der staatlich festgelegte Wechselkurs zum US-Dollar wird lediglich entsprechend angepaßt: Ab 2008 gibt es für einen US-Dollar nicht mehr 2150 Bolívares, sondern 2,15 BsF. Im August erhielt man auf dem Schwarzmarkt für einen US-Dollar 3000 Bolívares, für einen Euro gab es sogar 4000 Bolívares.

Kritiker bezweifeln, daß die Umstellung die Preise stabilisieren und die Inflation eindämmen wird.

Die Entscheidung der Regierung Chávez, die Währung umzustellen, entspricht dem Transformationsprozeß, den das Land seit 1999 erlebt: die neue Verfassung gebar die Bolivarische Republik Venezuela, so der offizielle Titel; die Staatsfahne führt jetzt acht statt sieben Sterne; der Schimmel auf dem Staatswappen galoppiert nun mit erhobenem Kopf. Wenn es zukünftig für einen Dollar 2,15 Bs statt 2150 Bs geben wird, dann kann man den Eindruck gewinnen, als wäre die venezolanische Währung fast genauso stark wie die US-amerikanische. Auch das ist ein Schritt, um das nationale und politische Selbstbewußtsein gegenüber dem Norden zu stärken.

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24.08.2007 Artikel von Harald Neuber