Venezuela

Kundgebung in Caracas gegen Zwangsräumung

Hunderte Wohnungs-Aktivisten protestierten letzte Woche gegen Oberstes Gericht. Wohnungsprogramm der Regierung mildert Wohnungsnot nur langsam

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Kundgebung in Caracas gegen Zwangsräumung
Protestmarsch zum Obersten Gerichtshof

Caracas. In Venezuela wurden bisher in 2007 mehr als 90.000 neue Wohnungen gebaut, erklärte der Minister für Wohnung und Lebensraum Ramón Carrizales. Weitere 156.000 Wohnungen seien noch im Bau. Andererseits benötigten noch 1,8 Millionen Familien eine Wohnung. Um deren Anzahl zu verringern, müssten mehr Wohnungen gebaut werden als durch das Wachstum der Bevölkerung neuer Bedarf ensteht. Dies sei gewährleistet, wenn jährlich mehr als 111.000 Familien mit Wohnraum versorgt werden.

Vor allem in Caracas ist die Wohnungsnot groß. Als Reaktion auf die steigende Zahl von Zwangsräumungen wurde in der Großregion Caracas ein Gesetz verabschiedet, nach dem unter bestimmten Bedingungen nach einer bestimmten Mietdauer Wohnungen enteignet und an die Mieter übergeben werden können. Daraufhin halten nun viele Eigentümer ihre Wohnungen vom Markt zurück und versuchen sie zu verkaufen, wodurch sich die Situation weiter verschärft.

Hunderte venezolanische "Wohnungs-Aktivisten" marschierten vergangene Woche zum obersten Gerichtshof in Caracas, um ein Ende der immer häufiger vorkommenden Wohnungsräumungen einzufordern. Zu der Demonstration aufgerufen hatte ein Bündnis aus verschiedenen Organisationen, unter ihnen die venezolanische Mietervereinigung, die städtischen Land-Komitees (CTU) und die nationale Vereinigung der freien und alternativen Stadtteil-Radios (ANMCLA). Da die Veranstaltung einen Teil der internationalen Kampagne gegen Wohnungsräumungen bildet, waren auch Aktivisten aus anderen lateinamerikanischen Ländern anwesend. "Wir glauben, dass das Volk nur etwas erreichen kann, wenn es auf die Straße geht", sagte der uruguayische Aktivist Eduardo Barrios, "Wir unterstützen unsere Freunde hier im Kampf gegen die Räumung, weil das Recht auf Wohnung ein Menschenrecht ist".

Die Aktivisten fordern ein Moratorium gegen Zwangsräumungen, ein Ende der Wohnungs-Spekulation und menschenwürdige Wohnungen. Anlass ist die Rückkehr der Richter des Obersten Gerichtshofs (TSJ) aus den Ferien. Tausende von der Räumung bedrohte Familien befürchten, durch die Arbeit der Gerichtes auf die Straße gesetzt zu werden, "ohne ein Recht auf Verteidigung, ohne einen angemessenen Prozess und ohne Sinn für Gleichheit", so die Presseerklärung der Veranstalter. Laut Andrés Antillano, einem Mitglied des städtischen Mieter-Netzwerks, gab es in diesem Jahr bereits 300 Zwangsräumungen alleine in Caracas, und 6.000 Räumungsverfahren, von denen 70% zugunsten der Eigentümer ausgingen.

"Wir sind hier, um die Verfassungsreform des Präsidenten zu unterstützen und ein Ende der Zwangsräumungen zu fordern", erklärte Zaida Rodriguez, eine Teilnehmerin der Kundgebung, die selbst vor einigen Jahren Opfer einer Zwangsräumung wurde. "Es ist traurig wenn man aus seinem Haus herausgeworfen wird... Sie kamen mitten im Dezember und ließen uns nicht einmal das Weihnachtsfest feiern. Das Gericht hat uns auf die Straße gesetzt".


Quellen: venezuelaanalysis.com und El Universal