Amerikas

Lateinamerikanische Rechte gegen linkes Kuba

Antikommunisten und Banken hoffen auf Systemwechsel in Havanna

Paris/San José. Obwohl Kubas Staatsführung vor gut einem Monat von Fidel auf Raúl Castro überging, hoffen nicht nur rechte Gruppierungen weiter auf einen Systemwandel in dem sozialistischen Karibikstaat. Die französische Geschäftsbank Société Générale kündigte vergangene Woche an, sogenannte Zertifikate für die Karibikinsel zu vergeben. Dabei werden Aktienkörbe von gut einem Dutzend Unternehmen zusammengestellt, die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen mit Kuba unterhalten. Wer in den "SG Cuba Basket" investiert, hofft auf das "theoretisch vorhandene Wachstums­potential", schrieb die deutsche FAZ.

Die Bedingungen für eine Restauration des Kapitalismus sollen aber auch außerhalb von Kuba geschaffen werden. Mitte März schon hatten sich in Costa Ricas Hauptstadt San José rechte bis ultrarechte Politiker Lateinamerikas getroffen, um über die Lage in Kuba nach Fidel Castros Rückzug aus der aktiven Politik zu diskutieren. Eingeladen zu der Zusammenkunft hatte die "Christlich-Demokratische Organisation Amerikas" (ODCA). Ähnliche Diskussionen waren in San José schon einmal im Januar 2007 bei einer Versammlung der Stiftung "Kreis von Montevideo" geführt worden. Damals hatten neben dem Staatschef und rechten Sozialdemokraten Oscar Arias auch Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe und der einstige Regierungschef Spaniens, Felipe Gonzales, teilgenommen. Gonzales ist in der Region vor allem als Fürsprecher des mexikanischen Telekom-Magnaten und Multimilliardärs Carlos Slim bekannt. Und auch der "Kreis von Montevideo" setzt seit Jahren Maßstäbe für neoliberale Politik in der Region und wendet sich zunehmend gegen progressive Regierungen.

Die Unterstützung von Arias für solche Initiativen treffen im Land indes auf Kritik. "Wie ist es etwa möglich, dass der einzige Präsident mit Friedensnobelpreis in der Region vor wenigen Wochen nicht aktiv geholfen hat, zwischen Kolumbien, Venezuela und Ecuador zu vermitteln?" fragte Albino Vargas, Vorsitzender der Gewerkschaft des Öffentlichen Dienstes (ANEP), in der Wochenzeitung Semanario Universidad. Alberto Cortés, Politikprofessor an der Universität von Costa Rica (UCR), fügte hinzu, dass sich Arias mit den konservativsten Regierungen des amerikanischen Kontinents verbündet habe: Mit Mexiko, Kolumbien, El Salvador und den USA.

Gastgeber des ODCA-Treffens im März waren der Parteichef der costaricanischen Christlich-Sozialen Union (PUSC), Luis Fishman, sowie die der Korruption überführten Expräsidenten und Parteifreunde Rafael Ángel Calderón und Miguel Ángel Rodriguez. Unter den Gästen fanden sich auch der ehemalige Staatschef Mexikos, Vincente Fox, und Guatemalas, Vinicio Cerezo. Den aus Miami angereisten Vertretern einer "Christlich-Demokratischen Partei Kubas" sicherte der illustre Kreis Unterstützung zu.


Den Originaltext der Tageszeitung junge Welt finden Sie hier.